Die 9 Typen und der 2-Minuten-Test sind ineiner biblischen Spiritualität verankert.
Markus Brunner (Entwickler von Enneastar) erklärt, wie er diese Spiritualität entdeckt hat.
Markus Brunner (Jahrgang 1963) machte als junger Mensch spirituelle Schlüsselerlebnisse,die sein Leben bis heute prägen:
«Ich wuchs als viertes und jüngstes Kind in der Schweiz (Kanton Zürich) auf. Meine Eltern liessen sich bald nach meiner Geburt scheiden. Ich hatte einen natürlichen Kinderglauben und schaute mir gerne die Bilder meiner Kinderbibel an. Ich war Ministrant in der röm.-katholischen Kirche. (Gott wird in den folgenden Illustrationen mit einem gelben Stern symbolisiert.)
In der Pubertät verschwand mein Glaube wie Wachs im Feuer. Mein Vater lebte damals für sein Geschäft und in wechselnden Beziehungen. Mein Stiefvater war überzeugter Atheist. Meine Mutter blieb ihrem katholischen Glauben treu. Wohin sollte ich steuern? Ich dachte über den Ursprung und Sinn des Lebens nach.
Wozu sollte ich noch glauben? Der Ursprung des Universums wurde mir mit dem Urknall erklärt (Big Bang), der Ursprung des Lebens mit der Evolutionstheorie. Für meinen Stiefvater war klar: Der moderne Mensch ist aufgeklärt und hat sich von Gott emanzipiert. Er verlässt sich nur noch auf die Wissenschaft.
Doch ich hatte Fragen: Was war vor dem Urknall? Was war die erste Ursache? Ein Universum (oder Universen?) ohne Gott erschien mir unlogisch. Ausserdem war mein Herz (oder meine Seele) überzeugt, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Ich konnte aber trotzdem nicht an einen Gott glauben, weil dies meinen Verstand überforderte. Ich war in der Zwickmühle.
Zudem war ich überzeugt: Glaube muss gelebt werden und sich in konkreter Nächstenliebe zeigen. Ansonsten verkommt er zur frommen Heuchelei. Heute kenne ich den passenden Bibelvers dazu. Er steht im Matthäus-Evangelium, Kapitel 7, Vers 12. Viele nennen ihn auch die Goldene Regel: Tut – wie auch ihr behandelt werden wollt!
Und genau mit dieser praktischen Konsequenz hatte ich ein Problem. Ich konnte mir nämlich noch so Mühe geben, moralisch gut zu leben. Ich schaffte es einfach nicht. Es war, wie wenn mich etwas zurückhalten würde. Je mehr ich mir Mühe gab, desto klarer zeigte sich mein Versagen. Mir wurde bewusst: Ich bin definitiv kein Naturtalent in Sachen Religion!
Was waren denn die Alternativen? Meine Ursprungsfamilie schien ein Beispiel dafür zu sein, dass alle Menschen auf der Suche nach Sinn und Erfüllung sind. Ich konnte in den mir bekannten Versuchen aber keinen Lebenssinn erkennen. "Ist das Leben nicht erbärmlich? Sind wir nicht alle gefangen in unserem eigenen Egoismus?"
Doch dann lernte ich einen älteren, vollamtlichen Jungscharleiter kennen. Ich sah in ihm ein grosses Vorbild. Er war überzeugter Christ. Ich traf mich mit ihm auch ausserhalb der Jungschar – bis ich merkte, dass er vor allem mit mir ins Bett wollte. Missbrauch. Ich brach den Kontakt ab, fühlte mich beschämt und war verzweifelt.
Jetzt wollte ich es genau wissen: Was ist christlicher Glaube wirklich? Ich nahm eine Bibel zur Hand und begann im Neuen Testament zu lesen. Ich startete mit dem Johannes-Evangelium. Dann las ich in der Apostelgeschichte vom Leben der ersten Christen und entdeckte: Wahres Christentum ist ein revolutionäres Lebenskonzept!
Jesus Christus ist für unsere Sünden gestorben, damit wir eine direkte Beziehung zum himmlischen Vater pflegen können. Wir bekommen dadurch Gottes Kraft, die in und durch unser Herz (als spirituelles Organ) fliessen will. So können wir unseren Mitmenschen aus übernatürlicher Quelle heraus vergeben und nach der Goldenen Regel leben.
Ich ging auf meine Knie und betete: "Jesus, wenn es dich wirklich gibt, dann bitte ich dich um Vergebung für meine Sünden. Ich vertraue dir mein Leben an." Sofort war mein schlechtes Gewissen weg. Bald realisierte ich aber auch: Der Egoismus bleibt ein störender Einfluss in meinem Leben. Doch Jesus ist stärker als meine Ich-Sucht.
Für mich ist die Bibel wahr, weil ich ihre lebensverändernde Kraft in meinem Leben erlebe. Ich empfinde den Glauben als spirituellen Kampf (rechte Bildhälfte), nicht aber als Krampf (linke Bildhälfte). Gott sucht nicht unsere moralische Anstrengung. Er sucht unser Herz, um uns zu verändern und in eine gute Zukunft zu führen.
Seit diesen Erlebnissen sind über 30 Jahre vergangen. 1993 habe ich meine Berufung zum Beruf gemacht. Ich bin Heilsarmeeoffizier geworden. Seit 2014 entwickle ich das Enneastar-Konzept. Ich durfte vieles lernen und erleben. Doch ich bleibe ein Mensch, der immer wieder mal versagt. Gerade deshalb ist mir das Gebet im Psalm 139, Verse 23-24 wichtig.»
Markus Brunner erklärt mit dem Video Die goldene Regel den Unterschied zwischen Religion und Gottesbeziehung.
Mit diesem Quiz können Sie testen, wie gut Sie die biblische Spiritualität von Enneastar verstehen. Viel Spass!
Wenn Sie in die Rangliste kommen wollen, müssen Sie sich nach dem Quiz-Start mit Ihrem Namen oder einem Pseudonym anmelden.Das ist selbstverständlich freiwillig. Sie dürfen auch anonym bleiben. 🙂
Vor 4000 Jahren entdeckt ein Mann namens Abraham eine neue Spiritualität. (Sein Name war ursprünglich Abram.) Er hört Gottes Stimme in seine persönliche Situation hinein. Gott verspricht ihm eine Zukunft, die weit ausserhalb von Abrahams Horizont liegt. Obwohl er diese Verheissungen als Hirngespinst hätte abtun können, lässt er sich auf diesen Gott und dessen Versprechen ein. Er horcht, gehorcht und verlässt seine Wohlfühlzone. Durch seinen kindlichen Glauben entdeckt Abraham eine neue Form von Frömmigkeit: Gerechtigkeit aus Glauben. Gott kommuniziert ihm: "Du bist okay, weil du mir vertraust." Die Bibel nennt Abraham deshalb auch Freund Gottes.
Abrahams Spiritualität steht uns auch heute noch offen. Sie versteht die Bibel als Bericht von Gottes Geschichte mit den Menschen. Die biblische Spiritualität nimmt die Bibel persönlich und erwartet von ihr Hilfe und Anleitung. Die Theologie der biblischen Spiritualität sieht im Neuen Testament die christliche Interpretation des Alten Testaments, sowie die Offenbarung von Jesus Christus. Sie anerkennt die Bibel als von Gott inspiriert (Gott-gehaucht) und bekennt sich zu den altkirchlichen Glaubensbekenntnissen als hilfreiche Leitplanken.
Die biblische Spiritualität von Enneastar sucht den unmittelbaren Zugang zur Bibel und zu Gott. Sie braucht weder einen Guru noch Meister. Sie versteht Religion nicht als moralische Leistung, sondern als Beziehungssache. Gott ist Liebe. Der Mensch muss sich Gottes Gerechtigkeit nicht verdienen. Gott schenkt Gerechtigkeit, wenn wir ihm vertrauen.
Damit wäre Gott aber ein parteiischer Richter. Denn: Unsere egoistischen Übergriffe gegen unsere Mitmenschen verdienen Strafe – trotz persönlicher Beziehung zu Gott.
Die Gute Nachricht ist: Die Strafe für unsere egoistischen Übergriffe hat Jesus Christus mit seinem Kreuzestod auf sich genommen. Damit hat er Gottes gerechten Zorn über die Sünde erduldet. Unsere moralische Schuld liegt sozusagen "auf dem Kreuz". Wenn wir uns Jesus anvertrauen, sind wir vor Gottes Zorn über die Sünde geschützt. Wir leben dann "im Schutz des Kreuzes". So hat sich Gott mit der Menschheit versöhnt. Voller Sehnsucht erwartet er, dass die Menschen zu ihm zurückkehren.
Das von Gott geschenkte "Du bist okay!" (theologisch: Glaubensgerechtigkeit) öffnet uns die Tür zu himmlischen Ressourcen: Der Heilige Geist nimmt Wohnung in unserem Geist (oder: in unserem unsichtbaren Herz; im inneren Menschen) und verändert durch seine übernatürliche Kraft unseren Charakter. Diese Kraft manifestiert sich als Geistesfrucht: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit. (Gal 5,22-23) Diese Geistesfrucht ist der Ausgangspunkt des Enneastar-Konzepts.
Enneastar weist jeder Eigenschaft der Geistesfrucht einen Enneagrammtyp zu. Jeder Typ hat mit der ihm zugeordneten Eigenschaft ein ambivalentes Verhältnis. Vordergründig kann er diese Eigenschaft ziemlich gut darstellen. Doch diese Bemühung ist nicht zielführend, weil sie letztlich egozentrisch ist.
Gottes Geist aber kann die wahre Geistesfrucht in unserem Leben hervorbringen. Es lohnt sich, mit ihm zusammenzuarbeiten, indem wir aus seiner Kraft heraus bewusst Gegensteuer geben – gegen die Tendenz unserer Schwäche. Das ist ein innerer spiritueller Kampf, aber kein Krampf.
Beispiel: Der Helfer scheint ein Naturtalent in Sachen Liebe zu sein. Auf einer tieferen Ebene erweist sich diese aber als egozentrisch und manipulativ. Enneastar ermutigt Helfer, aus der Kraft des Heiligen Geistes heraus bewusst Gegensteuer zu geben, um mehr und mehr zur wahren Liebe zu finden, die auch Selbstliebe beinhaltet.
Die charakterliche Veränderung durch den Heiligen Geist ist ein lebenslanger Prozess. Die Bibel lässt an verschiedenen Stellen Entwicklungsstufen erkennen, so zum Beispiel in 2. Petrus 1,5-7 und Kolosser 3,1-17. Diese werden in der Enneastar-Dokumentation thematisiert und vertieft.
Die spirituelle Qualität eines Menschen wird an seinem Charakter wahrgenommen, der sich im Alltag manifestiert. Als Messinstrument dient die Goldene Regel von Jesus Christus. Die Goldene Regel existiert in allen Weltreligionen. Sie wurde von Jesus aber proaktiv formuliert und auch auf Feinde angewendet. Andere Weltreligionen begnügen sich mit zurückhaltenderen Formulierungen (≈ Tue nicht) – mit Ausnahme des Islams, der diese Regel aber auf Wünsche für Glaubensbrüder begrenzt.
Die biblische Spiritualität vertraut in der Lebensführung auf das unsichtbare Herz als spirituelles Organ (≈ Intuition) und verweigert sich dem Szientismus (= Wissenschaftsgläubigkeit). Das bedeutet nicht, dass sie den Verstand negiert. Sie erkennt aber dessen Grenzen und scheut sich nicht, diese Grenzen im Vertrauen auf das eigene, unsichtbare Herz zu überschreiten, um dem unsichtbaren Gott zu begegnen.
Der französische Mathematiker, Physiker und Philosoph Blaise Pascal (1623-1662) bringt es auf den Punkt:
«Der letzte Schritt der Vernunft ist anzuerkennen, dass es unendlich viele Dinge gibt, die über sie hinausgehen. Sie ist nur schwach, wenn sie nicht so weit geht, das anzuerkennen.» (Pascal, Gedanken über die Religion ..., 188/267, 125)
«Das Herz und nicht die Vernunft nimmt Gott wahr. Das heisst glauben. Gott ist dem Herzen und nicht der Vernunft wahrnehmbar.» (Pascal, Gedanken über die Religion ..., 424/278, 233)
Für manche mag das nach verkehrter Welt klingen. Aber ist nicht vielmehr die normale Welt verkehrt?
Durch das geisterfüllte Herz wird auch der Verstand erleuchtet (siehe Grafik). Manche würden diesen Vorgang vielleicht als Bewusstseinserweiterung verstehen. Die klassische Theologie spricht von Illumination (= Erleuchtung).
Ramon Llull (1232-1316) glaubte an Illumination. Er wurde deshalb auch Doctor illuminatus genannt. Enneastar benutzt seinen neunzackigen Stern als Symbol – und greift damit auf den Vorläufer des Enneagramm-Symbols zurück.