Was steckt im Enneastar-Konzept, das den 2-Minuten-Test ermöglicht?
Markus Brunner erklärt Ursprünge und Geschichte von verschiedenen Enneastar-Elementen. Viele gehen auf das Enneagramm zurück.
Auf vielseitigen Wunsch wurden alle fremdsprachigen Zitate auf Deutsch übersetzt. →Seite mit übersetzten Zitaten
Das Enneagramm ist ein geometrisches Symbol, das vom Russen Georges I. Gurdjieff (1866-1949) zum ersten Mal erwähnt wird und wahrscheinlich auf ein christliches Symbol des Mittelalters zurückgeht. Es wurde durch Schriften vom Gurdjieff-Schüler Peter D. Ouspensky (1878-1947) überliefert (siehe Grafik).
Auch der Bollivianer Oscar Ichazo (1931-2020) kann man als Gurdjieff-Schüler verstehen, obwohl er das negierte. Er modifizierte Gurdjieffs Symbol (das gestrichelte Dreieck wurde zu ausgezogenen Linien) und entwickelte daraus eine synkretistische Neun-Typen-Geheimlehre. Gut möglich, dass er sich ursprünglich vom Ouspensky-Schüler Rodney Collin (1909-1956) inspirieren liess, der in Südamerika wirkte. Ichazo unterrichtete 1970 in Arica (Chile), ab 1971 in seiner Arica-Schule in New York City (USA). Das Ziel seiner Schule war ein höheres Bewusstsein, was auch bei "Bewusstseinsforschern", wie den Psychiatern John C. Lilly, Charles T. Tart und Claudio Naranjo, auf Interesse stiess. Das kollektive Streben nach höheren Bewusstseins-Stadien und den damit erwarteten Weltfrieden zeigte spätestens in New York City sektenähnliche Tendenzen. Viele Ichazo-Schüler sahen sich schliesslich in ihren Erwartungen enttäuscht und verliessen die Arica-Schule.
Der aus Chile stammende amerikanische Psychiater Claudio Naranjo (1932-2019) ist der bekannteste Ichazo-Schüler. Er entwickelte aus Ichazos Neun-Typen-Lehre eine Neun-Typen-Psychologie und prägte damit das heutige Enneagramm. Naranjo wurde von Ichazo aus dessen Schule in Arica (Chile) vorzeitig entlassen, weil sich Ichazo von ihm herausgefordert fühlte. Naranjo kehrte in die USA zurück und unterrichtete das Enneagramm ab 1972 in der von ihm in Berkeley (USA) gegründeten SAT-Schule (Seekers after Truth). Seine Schüler mussten ursprünglich ein Geheimhalte-Versprechen unterschreiben, an das sich aber nicht alle hielten.
Die amerikanische Naranjo-Schülerin Helen Palmer vermarktete das Enneagramm (ab 1988 auch literarisch) sehr erfolgreich und setzte sich dabei gegen einen von Ichazo angestrengten Plagiatsprozess – auch in zweiter Instanz – durch (1991-1992). Ichazo behauptete vor Gericht, der Erfinder des Enneagramms zu sein und erklärte dieses als "wissenschaftliche Tatsache". Gerade auch weil "Tatsachen" keinen Kopierschutz geniessen, wurde Ichazo in seinem Anspruch enttäuscht. Er distanzierte sich daraufhin von der Enneagramm-Bewegung und zog sich von ihr (auf die Insel Maui, Hawaii) zurück. Palmer hält in ihren Büchern an der These fest, das Enneagramm stamme von einer alten Sufi-Tradition, was ironischerweise einer der vielen Herkunftslegenden entspricht, die Ichazo ursprünglich selbst einmal verbreitet hatte. Obwohl sich diese Legende nicht beweisen lässt, wurde sie in der Folge von vielen Enneagrammbüchern übernommen.
Heute wird das Enneagramm in ganz verschiedenen psychologischen und esoterischen Gruppierungen unterrichtet, nicht zuletzt auch in kirchlichen Kreisen, die sich von den darin integrierten kirchengeschichtlichen Elementen (z.B. Wurzelsünden) offensichtlich früh angezogen fühlten. Ordensleute nahmen mit dem ersten Enneagrammbuch bereits 1984 stillen, aber nachhaltigen Einfluss auf die weitere Enneagramm-Entwicklung. Aus diesen Kreisen stammt auch das bekannteste deutsche Enneagrammbuch Das Enneagramm – Die 9 Gesichter der Seele (1989).
Die Neun-Typen-Psychologie des Enneagramms hat eine ungebrochene Anziehungskraft. Ein Befund, der auch auf andere Neun-Typen-Lehren zutrifft, die mit Enneastar zu einer einzigartigen Synthese vereint und auf eine biblische Spiritualität ausgerichtet werden. Die folgende detaillierte Aufarbeitung der Enneagramm-Geschichte mündet in ein Fazit, das Enneagramm-Kundige überraschen wird. 🙂
1.5 Enneagramm: Anthropologie
2.2 Enneagramm: Gurdjieffs Legende
2.3 Enneagramm: Ichazos Legenden
2.4 Enneagramm: Kampf der Legenden
3.1 Enneagramm: Bewusstseins-Stadien
3.3 Enneagramm: esoterische Sekte
3.4 Enneagramm: Sheldons Typologie
4.2 Hilfe ohne Realitätsanspruch
4.3 Empfehlung einer Enneagrammlehrerin
Ramon Llull – Gurdjieff – Enneastar
Das Enneagramm ist in erster Linie eine geometrische Figur, die helfen soll, auch komplexe Realitäten zu analysieren. Dieser Ansatz geht auf Ramon Llull zurück (1232-1316, oder auch: Ramon Lull, Raimund Lull), der mit zwei neunzackigen Sternen die Wahrheit der christlichen Religion beweisen wollte. Er war überzeugt: Seine geometrische Figuren gehen auf göttliche Inspiration zurück. Sie faszinieren bis heute. Insbesondere die Figura T kann als erstes Enneagramm der Geschichte gelten.
«Um 1274 empfängt Lull auf dem Berg Randa in der Mitte Mallorcas – seinem eigenen Zeugnis entsprechend aufgrund einer göttlichen Inspiration – die Idee einer Wissenschaft, die er die "Kunst der Wahrheitsfindung" nannte – Ars inveniendi veritatem [...]. Sie sollte es ihm ermöglichen, den Muslimen und Juden mit "notwendigen Vernunftgründen" (rationes necessariae) diejenigen christlichen Lehren zu erläutern, die am heftigsten umstritten und abgelehnt wurden: die Trinität [Dreieinigkeit] und die Inkarnation [Menschwerdung von Jesus Christus].» (Pindl, 266)
Dieses Berg-Erlebnis kann als Inspirationsstunde für Llulls neunzackigen Sterne gelten.
Der Llull-Schüler Thomas Le Myésier bezeugt folgende Worte, die Llull bei seiner Erleuchtung (Illumination) gesagt haben soll: «O Gott, der Du mir durch Deine Gnade heute die [...] Prinzipien aller Dinge offenbaren wolltest und mich lehrtest, aus diesen zwei Figuren zu bilden!» (Fidora, XVIII) Dieser Erleuchtung verdankt er seinen Beinamen Doctor illuminatus (Fidora, XII-XIII).
«Die erste dieser Figuren ist mit A benannt, dem ersten Buchstaben des Alphabets, den Llull Gott vorbehält. Entsprechend wurde sie später als "Theologische Figur" bezeichnet.» (Fidora, XXV; Hervorh. d. Verf.)
«Die zweite Figur namens T systematisiert die relationalen Begriffe, von denen jeweils drei zusammengenommen und den Winkeln eines Dreiecks eingeschrieben werden. Auf diese Weise entstehen drei Dreiecke» (Fidora, XXVI; Hervorh. d. Verf.), einem Vielfachen der Zahl Drei (Fidora, XIV).
Llull stellte fest: Jede Substanz hat eine innere Tätigkeit (operatio intrinseca), «die überhaupt erst eine Tätigkeit nach aussen hin ermöglicht (operatio extrinseca) [...]. Wie die Elemente z.B. ihre spezifische Eigenart nicht ausser sich, sondern in sich selbst besitzen, könnte auch Gott nach aussen weder wirken noch erkannt werden, wenn er nicht in sich selbst aktiv wäre. [...] In dieser inneren korrelativen Tätigkeit fand Lull eine einsichtige Erklärung für die christliche Trinität [Dreieinigkeit], die ja den grössten Stolperstein im Religionsdialog darstellte.» (Pindl, 282-284; Hervorh. d. Verf.)
Obwohl Llull mit seinen geometrischen Figuren vor allem auch Gottes Dreieinigkeit (Trinität) erklären wollte, gebrauchte er keines der Dreiecke von seiner Figura T als Symbol für diese Dreieinigkeit (Gott-Vater, Gott-Sohn, Gott-Heiliger-Geist). Das ist erstaunlich, da das Dreieck bereits im 11. Jahrhundert gerne als Symbol für die Dreieinigkeit gebraucht wurde, oft ergänzt mit einem weiteren Symbol für Gott – in der Mitte des Dreiecks. Dieses zusätzliche Symbol in der Mitte des Dreiecks änderte sich im Laufe der Zeit und unterlag offenbar einer jeweils vorherrschenden "Modeströmung" in Sachen "Symbolik":
«Verbindet sich das Dreieck im frühen 11. Jahrhundert mit der Hand Gottes [siehe Grafik], so verbindet es sich des weiteren, von Stufe zu Stufe voranschreitend, mit dem Haupte Gottes, mit dem [hebräischen] Namen Gottes und zuletzt mit dem Auge Gottes.» (Stuhlfauth, 21)
Ab 1700 «ist das Auge Gottes mit und ohne Dreieck sozusagen allgegenwärtig und bei Katholiken und Protestanten als religiöses Sinnbild noch immer populär. Seit dem 18. Jahrhundert
verwenden es, natürlich in ihrem Sinne, die Freimaurer als Signet [ab 1772, wiki/
Der Gebrauch von Gottes Auge durch die Freimaurer lässt dieses als esoterisches Symbol erscheinen, obwohl es ursprünglich christlich ist und direkt auf einen Bibelvers zurückgeht: "Denn des HERRN Augen durchlaufen die ganze Erde, um denen treu beizustehen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist." (2. Chronik 16,9a)
Athanasius Kircher (1602-1680) liess sich von der Dreieck-Dreieinigkeit-Symbolik inspirieren – mit dem Auge Gottes mittendrin, womit er sich als Kind seiner Zeit erweist. Er kombinierte diese Symbolik mit Llulls neunzackigem Stern (siehe obige Grafik).
An Ramon Llull (1232-1316) hingegen ging diese Symbol-Geschichte (Dreieck-Dreieinigkeit) offensichtlich vorbei, ohne eine Spur zu hinterlassen. Gut möglich, dass sie zu seiner Zeit auch noch nicht so bekannt war.
Auf einer nordafrikanische Missionsreise wurde Llull zum Märtyrer. Er wurde «bei seinem Fussmarsch durch Algerien – wohl Ende des Jahres 1315 – von der aufgebrachten Menge gesteinigt. [...] In der Kirche des Franziskanerklosters in Palma wurde er bestattet; dort ist bis heute sein Sarg». (heiligenlexikon.de; Hervorh. d. Verf.)
Der heutigen ökumenischen Bewegung dient Llull als Vorbild für den interreligiösen Dialog. «Wahrheitsfindung in Eintracht ist dabei das Ziel». (Mayer, 421) Es besteht allerdings die Gefahr, dass Llulls missionarische Perspektive übersehen wird.
Llull wurde nach seinem Tod ganz verschieden (miss-)verstanden. Er galt als Ketzer, Heiliger, Esoteriker und schliesslich auch als Mathematiker. Kirchengeschichtlich gehört er nebst einem Thomas von Aquin (1225-1274) zu den bedeutendsten Scholastikern. Llull selbst verstand sich offensichtlich als Missionar, der für ein interreligiöses Fairplay einstand.
Llulls Figura T entdecken wir im 15. und 16. Jahrhundert in der Architektur, interessanterweise in ganz verschiedenen Gegenden.
In beiden Fällen ist aber keine tiefere Bedeutung dieser Symbolik bekannt. War die Architektur von Palmanova christlich motiviert, bleibt deren Bedeutung unerforscht (Hilliges, 756).
Ramon Llull ist also nicht nur die früheste, bekannte Quelle für den neunzackigen Stern (13. Jahrhundert), sondern offensichtlich auch der Erste, der diesem Symbol eine besondere Bedeutung gibt. Erst ab 1844 wurde es dann auch von der Bahai-Religion beansprucht, weshalb es heute – zu Unrecht – allgemein als nicht-christliches Symbol gilt.
Ab dem 16. Jahrhundert finden Llulls Werke Eingang in esoterische Strömungen. So schreibt Agrippa von Nettesheim (1486-1535) einen Kommentar zu Llulls Ars brevis und preist diese als «Kunst der Künste, von der alle übrigen Wissenszweige abhingen, die alle Fragen [...] lösen könne.» (Pindl, 302-303)
Gut möglich, dass auch G.I. Gurdjieffs (1866-1949) Enneagramm dieser esoterischen Strömung entstammt. Vielleicht auch über den Jesuitenpater Athanasius Kircher (1602-1680), der
Llulls "Figura T" Enneagon nannte (van Stijn, 253), also gleich wie (viel später) manchmal auch Oscar Ichazo (de Christopher, 64). Auf jeden Fall wollte auch
Gurdjieff das «Enneagramm prinzipiell als universelles Symbol verstanden wissen, mit dem jegliche Wissenschaft interpretiert werden könnte und das für jemanden, der es zu nutzen
wusste, Bücher und Bibliotheken überflüssig machen würde: Würde man in der Einsamkeit der Wüste ein Enneagramm in den Sand zeichnen, könnte man die ewigen Gesetze des Universums lesen
und immer etwas Neues, bis dahin Ungeahntes dazulernen.» (Naranjo 2017, 55; vgl. Ouspensky 1949/
James Webb leitet Gurdjieffs Symbol ebenfalls auf Ramon Llull zurück (1980). Dabei geht er davon aus, dass sich Llull für seine Ideen auch von seinem Zielpublikum, den Sarazenen (Moslems), inspirieren liess. «[...] in the words of a leading Lullian scholar, "Lull in preparing to combat Islam, had steeped himself for years in its literature and mysticism. He had taken many of his arms from his adversaries."» (Webb, 518)
In seinen Nachforschungen trifft Webb auf Gurdjieff-Schüler, denen Llulls Symbol bereits zu Gurdjieffs Zeiten bekannt war. «The Lullian Art was known to Gurdjieff's St. Petersburg group – it had been rediscovered by Anna Butkovsky and Anthony Charkovsky – and this fact alone may have been responsible for Gurdjieff's use of the enneagram in conversations with those pupils.» (Webb, 519)
Übrigens: Auch Oscar Ichazo, der Erfinder des "Typen-Enneagramms", kannte Llulls Figuren – gemäss eigener Aussage – bereits 1943 als «Chaldean seal» bzw. Enneagramm
(Labanauskas/
Webb sieht in Llulls Figuren die Vorlagen für Gurdjieffs Enneagramm. Er zeichnet das Enneagramm gar in Llulls Figura A ein (siehe Grafik). Aber er macht auch auf inhaltliche Parallelen aufmerksam. So verstand Llull seine Figuren als interreligiöse Sprache, gemäss Webb sogar als universelle Sprache.
Gurdjieff hatte den gleichen Anspruch an das von ihm überlieferte Enneagramm. «Gurdjieff denounced all concocted universal languages, and declared that in any case a valid universal language already existed. When he introduced his Russian groups to the enneagram, he defined it as "the fundamental hieroglyph of a universal language." [...] However, we do know that Lull deliberately constructed his Art to provide a universal language which would unite men of all creeds under a single God.» (Webb, 519)
Wenn die obige Herleitung des Enneagramms korrekt ist, bleibt nur noch die Frage, weshalb Gurdjieff das Symbol von Ramon Llull abgeändert hat. Gurdjieff gab hierzu nie eine Erklärung.
Webb stellt sich die gleiche Frage, ohne eine plausible Antwort zu liefern.
«Is this an "intentional inexactitude"? According to Ouspensky, Gurdjieff called his enneagram "an incomplete and theoretical form." Perhaps he hoped that his pupils would themselves be able to complete the symbol and restore the original harmony.» (Webb, 512-513)
Vielleicht ist die Antwort ja viel simpler: Gurdjieff wollte extravagant sein – und er war es auch. 🙂
Enneastar greift auf das ursprüngliche Symbol von Ramon Llull zurück (rechte Grafik), statt sich an Gurdjieffs Abwandlung zu halten. Dieses Symbol wird zweifach verwendet.
Enneastar ist eine christliche Weiterentwicklung des Enneagramms.
Guido Eberhard ist der Meinung, dass Christen auf Llulls Stern zurückgreifen sollten, wenn sie das Enneagramm weiter entwickeln wollen, um Gurdjieffs Enneagramm der «gurdjieffschen Enneagramm-Gemeinde» zu überlassen (Eberhard).
Wir sehen das differenzierter. Das Enneagramm wurde schon früh von Christen mitgeprägt. Das erste Enneagrammbuch stammt von
christlichen Ordensleuten und hat die weitere Enneagramm-Entwicklung stark beeinflusst (Beesing/
Eberhard scheint den christlichen Einfluss auf die Enneagramm-Entwicklung zu unterschätzen, wenn er Gurdjieff auch einen Christen nennt: «So sehr Gurdjieff auch vom Sufismus und Asien fasziniert gewesen war, so war er doch zutiefst Christ – auch wenn er nie gut von den christlichen Kirchen sprach.» (Eberhard) Diese Behauptung ist ziemlich hypothetisch. Obwohl Gurdjieff sein erstes Buch «In the name of the Father and of the Son and in the name of the Holy Ghost. Amen.» beginnt (Gurdjieff 1950/99, 3), und sich auch sonst immer wieder gerne beim Christentum bedient, bleiben diese Bezüge eben doch oberflächlicher Art. Gurdjieff selbst bezeichnete seine Lehre als «esoterisches Christentum» (Ouspensky 1949/2010, 147). Adäquater wäre wohl der Begriff "christlich verpackte Esoterik".
Auch wenn Eberhard – zumindest an dieser Stelle – ungenau ist, schmeichelt uns sein Rat trotzdem. 🙂 Als Christen greifen wir noch so gerne auf Llulls Symbol zurück und damit auf das Original bzw. sozusagen auf das Ur-Enneagramm. Wir danken Guido Eberhard an dieser Stelle für die Bestätigung unseres Ansatzes – und zitieren ihn gerne wortwörtlich:
«Es wäre folgerichtig, wenn das von Gurdjieff eingeführte oder erfundene Symbol ein "Markenzeichen" ist, das ausschließlich von der gurdjieffschen Enneagramm-Gemeinde verwendet wird. Insbesondere den kirchlich orientierten Enneagrammern empfehle ich, den regelmäßigen Neuneck-Stern als Symbol zu nehmen und ihre eigene Enneagramm-Lehre weiter zu entwickeln – allerdings müssen Sie mit der Änderung des Symboles einiges Umschreiben, weil die wissenschaftlich ohnehin nicht haltbare Dogmatik der Fließrichtungen dann nicht mehr verwendet werden kann.» (Eberhard)
Die Geometrie des Enneagramms (Flügel-Typen, Trost- und Stresspunkte) sollte für die Charaktertypologie gemäss Bartels aber sowieso nicht überbewertet werden:
«Wenn Gurdjieff seine Lehre in die Geometrie des Enneagramms geradezu hineingepresst hat, so gilt das erst recht für das Enneagramm der Persönlichkeitstypen. Die neun Typen haben mit der Geometrie des Enneagramms ursprünglich nichts zu tun. Man sollte die Geometrie daher auch nicht allzu wichtig nehmen. Die zahlreichen und teilweise diametral entgegengesetzten Theorien über Flügel-, Trost- und Stresspunkte beispielsweise verdanken sich m.E. letztlich der Tatsache, dass die vorgegebene Enneagramm-Figur zu einer Charaktertypologie umgedeutet worden ist, die sie ursprünglich nicht war.» (Bartels 2000, 20)
Evagrios Pontikos (8 Gedanken) – Papst Gregor I. (7 Todsünden) – Herzensbüchlein – Enneagramm (9 Wurzelsünden) – Enneastar
Das psychologische Enneagramm integriert die sieben Todsünden, die mit zwei weiteren Sünden ergänzt werden, um alle neun Punkte der geometrischen Figur abzudecken. Damit wird das Enneagramm zum Seelen-Spiegel, um das eigene Leben und Herz zu reflektieren.
Die Liste von sieben Todsünden geht auf den Emerit Evagrios Pontikos (345-399) zurück. In seinem Buch "Über die acht Gedanken" behandelt er folgende acht Versuchungen (Evagrios Pontikos):
Papst Gregor I. (oder: Gregor der Grosse, † 604) ordnete den Kummer dem Überdruss zu, die Ruhmsucht dem Hochmut und fügte dem Sündenkatalog den Neid hinzu. Das ergibt dann eine Liste von sieben Todsünden (wiki/Todsünde):
Doch was ist mit dem Begriff "Todsünde" überhaupt gemeint?
Die Herzens-Reflexion anhand von Todsünden hat eine alte Tradition, die bis ins Jahr 1682 zurückreicht. Das sogenannte Herzbüchlein ist hierfür der konkreteste Beleg. Dieses hat die Menschen über Jahrhunderte hinweg in seinen Bann gezogen und ist bis heute in Gebrauch. Es gelangt 1732 von Frankreich nach Deutschland, wo es 1812 von Johannes Gossner überarbeitet und neu herausgegeben wird.
«Der Erfolg der Gossnerschen Schrift war sofort nach Erscheinen ungeheuer und zwar bei allen Bevölkerungsschichten, am unmittelbarsten aber bei den bairischen Katholiken. Als Erbauungs- und Erweckungsschrift ging das "Herzbüchlein", wie man es kurz nannte, schnell in alle möglichen Sprachen über» (Spamer, 155-157) und überwand auch konfessionelle Grenzen.
Nicht «bloss in der griechischen und römisch-katholischen Kirche, sondern auch in der evangelischen Kirche fand das Büchlein [...] viel Eingang.» Unzählige Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen wurden berührt und kamen zur Überzeugung: das bin ich. (Herzbüchlein 1873)
Beim Herzbüchlein geht es nicht nur um Himmel und Hölle, sondern vor allem auch um die sieben (mit Tieren illustrierten) Todsünden und deren Überwindung.
Das Herzbüchlein wurde 1929 vom Schweizer Joseph Gschwend (1894-1988), Pfingstprediger und Lesotho-Missionar (Historisches Lexikon), neu überarbeitet. Die von ihm gegründete Missionsgesellschaft "All Nations Gospel Publishers" arbeitet noch heute damit (Herzbüchlein 1929).
Das Herzbüchlein zeigt mit seiner über 300-jährigen Geschichte, dass die bildliche und symbolische Reflexion von Todsünden eine grosse Anziehungskraft auf Menschen ausübt. Diese Anziehungskraft wirkt auch im Enneagramm, dessen Typologie von einer erweiterten Liste der Todsünden ausgeht.
Das psychologische Enneagramm ergänzt die sieben Todsünden mit zwei Gedanken von Evagrius Pontikos (345-399) und benennt diese um. Die Ruhmsucht wird zur Täuschung (Naranjo spricht von Eitelkeit; Naranjo 2017, 226), der Kummer zur Angst.
Dieser Ansatz geht auf Ramon Llull (1232-1316) zurück, der als Erster die Todsünden auf die Neunzahl trimmte.
Enneastar geht nicht von den (ergänzten) Todsünden aus, sondern orientiert sich an der biblischen Geistesfrucht (Bibel: Galater 5,22-23), die auch die Reihenfolge der Typen bestimmt.
Die (ergänzten) Todsünden sind aber in den Typenbeschreibungen enthalten, weshalb Enneastar letztlich immer auch ein Nachdenken über die Todsünden bzw.
Wurzelsünden (Rohr/
Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Todsünden von den 8 Gedanken von Evagrios Pontikos (4. Jahrhundert) bis zu Enneastar.
Magda Kelber (9 Kommunikationsstile) – Meredith Belbin (9 Teamrollen) – Enneastar
Das psychologische Enneagramm ist eine Typologie mit neun Persönlichkeitsmustern. Neunteilige Typologien scheinen Menschen ganz allgemein zu faszinieren. Eine Grafik, die in Kreisen von Sozialer Arbeit und Erwachsenenbildung seit Jahrzehnten "herumgeistert", liefert hierfür einen offensichtlichen Beweis.
Die deutsche Quäkerin und Sozialarbeiterin Magda Kelber (1908-1987, wiki/
(Das Original dieser Grafik der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Schülervertrungen, Koblenz, konnten wir leider nicht ausfindig machen.)
Das Bild wurde später von Marita Pabst-Weinschenk übernommen (1995), die es etwas modifizierte und den angriffslustigen Hund mit einem Huhn ersetzte. Ein Jahrzehnt später, genauer 2016, gibt Pabst-Weinschenk dem Bild noch mehr Betonung, indem sie das typische Diskussionsverhalten jedes "Tiers" schildert und adäquate Reaktionen des Gesprächsleiters vorschlägt.
Diese Grafik hat also eine 60-jährige Geschichte und ist bis heute in regem Umlauf – auf jeden Fall im Umfeld der Sozialen Arbeit und Erwachsenenbildung. Sie ist ein Beispiel für die intuitive Anziehungskraft, die eine grafisch illustrierte Typologie mit neun Typen ausübt.
Kelber gab in einer späteren, erweiterten Auflage zu bedenken, dass die von ihr bekannt gemachten Tierfiguren nicht mit "Charaktertypen" verwechselt werden sollten (Kelber 1977, 139).
Trotzdem kann man das Gesprächsverhalten einer Person kaum von ihrem Typ abkoppeln. Die Tierfiguren lassen sich denn auch relativ leicht den Enneastar-Typen zuordnen, vor allem wenn man sich an die ursprünglichen Titel (und Tiere) von Kelber hält.
Die Positionen der Tiere in der von Kelber bekannt gemachten Grafik ist im Lichte von Enneastar bemerkenswert.
Wir behaupten nicht, dass die ursprüngliche Grafik der deutschen Schülervertretungen auf das Enneagramm zurückgeht. Das ist unwahrscheinlich, da das Enneagramm erst in den 1970er-Jahren einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Die Tiergrafik hingegen geht mindestens auf das Jahr 1958 (Erstauflage von Kelber) zurück und ist damit älter als das typenpsychologische Enneagramm. Obwohl das Original der Tiergrafik kaum mehr auffindbar sein wird, erbringt die Geschichte dieser Grafik den Beweis,
Meredith Belbin arbeitete am Henley Management College (nach der Fusion mit der University of Reading: Henley Business School) in England. Dort untersuchte er zuerst mit einem Management Game bzw. Executive Management Exercise (EME), später mit einem Teamopoly die Interaktion und den Outcome von Teams. Der EME bestand aus Teams von 6 Personen, das Teamopoly aus Teams von 4 Personen (Belbin 2010/13, 2-7).
Durch die Untersuchung von Erfolg/
Belbin entdeckte zuerst 8 Teamrollen: Co-ordinator (früher: Chairman), Resource investigator, Monitor Evaluator, Completer Finischer, Plant, Implementer (früher: Company Worker), Shaper, Teamworker. Später kam noch eine neunte Teamrolle dazu (siehe obiges Bild).
Seine Erkenntnisse veröffentlichte Meredith Belbin zum ersten Mal 1981 in seinem ersten Buch Management Teams – Why They Succeed or Fail. In diesem Buch, wie auch in jeder der vielen weiteren Auflagen bis zum Jahr 2000, hatte es jeweils einen Teamrollen-Test bzw. A self-perception inventory. Nicht so in der Third Edition von 2010/13. Inzwischen wurde der Test nämlich nur noch online und kostenpflichtig angeboten. Dafür bezieht er sich neu auf neun Teamrollen.
In der Zusammenarbeit mit IBM (Europa) stiess Belbin 1991 – durch die praktische Umsetzung seiner Teamrollen-Theorie in der Wirtschaft – auf eine neunte Teamrolle: Specialist (Belbin 1993/2010, 23). In der Auflage von 1981/93 wird mit einer Author's Note darauf hingewiesen (siehe Bild). Ausserdem enthält der Online-Test eine zehnte "gefakte" Teamrolle, die unrealistisches Wunschdenken aufdecken bzw. filtern soll.
Belbin geht davon aus, dass jeder Mensch eine natürliche Teamrolle hat. In dieser Rolle ist er "zuhause" und kann sich damit in Teams optimal einbringen. Danach kommt die sekundäre bzw. zweitstärkste Rolle, danach mit der drittstärksten die tertiäre Rolle, usw.
Das Erstaunliche an Belbins Erkenntnissen liegt nun darin, dass Belbin völlig unabhängig vom Enneagramm neun Teamrollen entdeckte. Wenn Belbin diese auch nicht als Persönlichkeitstypen definiert, so ist trotzdem klar, dass diese Teamrollen von der Persönlichkeit eines Menschen nicht zu trennen sind.
Belbins Theorie basiert zwar auf wissenschaftlichen Methoden, kann aber (wie das Enneagramm) nicht wissenschaftlich bewiesen werden. Nichtsdestotrotz ist die Belbin Team Roles Theory ein Beweis, dass sich das interaktive Verhalten von Menschen in neun Teamrollen bzw. Typen einordnen lässt und dass eine solche Theorie viele Menschen fasziniert.
Enneastar verschmelzt das Enneagramm mit der Belbin Team Roles Theory, indem wir Belbins neun Teamrollen den neun Enneagrammtypen zuordnen (siehe Grafik). Diese Verschmelzung verändert die Enneagramm-Typen nicht grundlegend, wie ein Vergleich mit dem Buch Typisch! So verstehen Sie Ihre Chefs und Kollegen mit dem Enneagramm zeigt (May, 206). Vielmehr wird damit die Teamarbeit ins Zentrum gerückt. Damit bietet Enneastar einen praktischen Nutzen für die Zusammenarbeit von verschiedenen Personen. Dieser Ansatz ist aber auch für Ehepaare und Familien interessant, um Interaktion und Zusammenleben zu reflektieren und besser zu verstehen.
Enneastar übernimmt die neun Typen des Enneagramms und verbindet diese mit den neun Teamrollen von Meredith Belbin, der sogenannten Belbin Team Roles Theory. Dadurch rückt das Teamverhalten der einzelnen Typen in den Fokus. Ausflüge in die Tiefenpsychologie hingegen bleiben aus.
Belbins Bücher bilden die Grundlage für ein ganzes Kapitel der Enneastar-Dokumentation.
Claudio Naranjo (Abwehrmechanismen, Persönlichkeitsstörungen) – Enneastar
Das Enneagramm wäre wahrscheinlich nie weltbekannt geworden, wenn es nicht vom aus Chile stammenden US-amerikanischen Psychiater Claudio Naranjo (1932-2019) mit Persönlichkeitsstörungen in Verbindung gebracht worden wäre.
«Freilich konnte das Enneagramm erst populär werden, nachdem es durch Ichazos Schüler Claudio Naranjo, einem chilenischen Psychiater, eine gründliche Überarbeitung erfuhr und mit Erkenntnissen der modernen Psychologie verbunden wurde. So hat Naranjo die im Diagnostischen und Statistischen Manual (DSM) vorliegende Kategorisierung psychischer Störungen verwendet, um die Charakterisierungen Ichazos zu präzisieren. Ferner hat er jedem Typ einen jeweils bevorzugten Abwehrmechanismus zugeordnet.» (Bartels 2005, 45)
«Es ist nicht klar ersichtlich, welche Anteile dieser Enneagrammlehre von Ichazo stammen und welche später von Naranjo im Rahmen seiner umfassenden tiefenpsychologischen Kenntnisse erweitert oder hinzugefügt wurden.» (Almaas, 20)
Ichazos Verhältnis zu Naranjo, seinem berühmtesten und wichtigsten Schüler, scheint zwiespältig gewesen zu sein:
Auf der persönlichen Ebene warf er Naranjo "messianische Züge" vor und schloss ihn mittels einer Abstimmung sogar aus seiner "Arica-Schule" aus, weshalb Naranjo vorzeitig von Arica (Chile) abreiste. Offizielle Begründung: «The main reason being that he could not drop his 'messianic' attitude that was felt as very individualistic and egocentric.» (Ichazo 1991)
In fachlicher Hinsicht lobte er ihn Jahre später (1998), was auf eine nachträgliche Versöhnung hinweisen mag:
«[...] Claudio Naranjo, der bei mir in Chile studierte – 1969 in Santiago und 1970 in Arica. Naranjo ist einer der besten Theoretiker unserer Zeit und hat seine Fähigkeiten, seine akademische Darstellung und seine intellektuelle Integrität vielfach unter Beweis gestellt, indem er seinen Studenten eine exakte Wiedergabe meiner Lehren zur Verfügung stellte und genau aufzeichnete, welche logische, metaphysische, psychologische und allgemein spirituelle Struktur sie besassen.» (Ichazo in: Almaas, 10)
«Wie schon angemerkt, gab Naranjo die siebenfache, von mir postulierte Struktur an seine Studenten weiter und verfolgte direkt im Anschluss an unsere gemeinsame Arbeit seine Untersuchungen über die Psychologie des Systems anhand der Prinzipien der Gestaltpsychologie, Tiefenpsychologie und Kognitiven Psychologie. Naranjo arbeitete hauptsächlich mit dem Enneagramm der Leidenschaften, das natürlich die psychologische Ebene des Modells darstellt. Er kam zu hervorragenden psychologischen Erkenntnissen über die Leidenschaften und die Fixierungen sowie deren Beziehung zur gesamten Psyche. Auf diese Weise gab er seine weiteren Erforschungen der neun psychologischen Typen oder Enneatypen – wie er sie passenderweise nannte – einen absolut gültigen Rahmen.» (Ichazo in: Almaas, 12-13)
Naranjos Typenpsychologie beeinflusste die Enneagramm-Entwicklung nachhaltig. Alle wichtigen Enneagramm-Lehrer(innen) können letztlich auf die von ihm 1972 gegründete SAT-Schule ("Seekers after Truth") zurückgeführt werden (vgl. Naranjo 2017, 29).
Bartels führt die von Naranjo postulierten Abwehrmechanismen auf (Bartels 2005, 45), hier in Enneastar-Reihenfolge aufgelistet (Zahlen weisen auf die Enneagramm-Reihenfolge hin):
Persönlichkeitsstörungen gemäss Naranjos Buch "Charakter und Neurose" (2017), in Enneastar-Reihenfolge (Zahlen weisen auf die Enneagramm-Reihenfolge hin):
Die Tatsache, dass den Macher-Typen (Enneagramm-Typ 3) keine wissenschaftliche Persönlichkeitsstörung zugeordnet werden kann, bedeutet noch nicht, dass sie aus psychologischer Sicht gesund sind. Das DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) ist «das dominierende psychiatrische Klassifikationssystem in den USA» (wiki/DSM-5) und deshalb ein "Kind" seiner Zeit und Kultur. Da der Macher-Typ dem Ideal der amerikanischen Gesellschaft entspricht, ist es nicht verwunderlich, dass amerikanische Psychologen in diesem Typ keine psychische Störung wahrnehmen (Naranjo 2017, 227). Naranjo ist da allerdings anderer Meinung:
«Angesichts der Dominanz des eitlen Typus [Macher] in den USA könnte es von Bedeutung sein, dass der Kommission, die das DSM entwarf, das entsprechende Persönlichkeitssyndrom entgangen ist. Zusammen mit der beträchtlichen Schwierigkeit, die es bereitet, jene Charakterzüge deutlich herauszuschälen, die in einer Kultur als Ganzes vorherrschen und in ihr allgemein stillschweigende Wertschätzung erfahren, kann dieses Versäumnis auch als Folge der Tatsache verstanden werden, dass Enneatyp-III-Personen [Macher] typischerweise mit sich selbst zufrieden sind. Denn ihr psychologischer Irrtum besteht im Kern aus einer Verwechslung des Selbstbild, das sie verkaufen (und das andere ihnen abkaufen) mit dem, was sie in Wirklichkeit sind.» (Naranjo 2017, 227)
Obwohl die Enneagramm-Typen – mit Ausnahme des Machers – mit wissenschaftlichen Persönlichkeitsstörungen in Verbindung gebracht werden, ist das Enneagramm deswegen noch kein wissenschaftliches Konzept:
«Die Psychologie des Enneagramms ist weisheitlicher Natur. Ichazos Typenbeschreibungen basieren nicht auf methodisch kontrollierter oder gar empirischer Forschung, sondern auf der intuitiven Menschenkenntnis des charismatischen Beobachters. [...] Auch wenn dann durch Ichazos Schüler Naranjo wissenschaftliche Elemente [...] in das System einflossen, bleibt die Grundlage doch eine weisheitliche. Alle Versuche einer nachträglichen wissenschaftlichen Validierung ändern daran nichts.» (Bartels 2005, 71)
Enneastar übernimmt Naranjos Typenpsychologie, integriert diese aber in ein anderes Konzept. Kern dieses Konzepts ist die biblische Geistesfrucht, auf die alle Typen ausgerichtet werden.
Gurdjieff – Gurdjieff/
Das Enneagramm ordnet die neun Typen drei Bereichen zu, die für dominierende Energien stehen. Diese Dreiteilung kennen alle Enneagramm-Bücher, wenn sie zuweilen auch verschieden benannt werden.
Die Dreiteilung des Menschen hat eine lange Geschichte und ist auch im Neuen Testament der Bibel zu finden (1 Thess 5,23): "Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus."
Diese Dreiteilung braucht uns nicht zu wundern. Wenn der dreieinige Gott (Gott-Vater, Gott-Sohn, Heiliger Geist) den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat (1 Mose 1,26-27), ist es nicht erstaunlich, wenn dieser Mensch ebenfalls eine Form (oder: Formen) von "Dreieinigkeit" (Trichotomie) aufweist.
Die Dreiteilung im Enneagramm geht auf Gurdjieff zurück, der seine Anthropologie allerdings nicht mit seiner geometrischen Figur verbindet. Erst Ichazo vereint das gurdjieffsche Enneagramm mit der gurdjieffschen Anthropologie und entwickelt aus beiden die Typologie, welche die Grundlage für Naranjos Typenpsychologie bildet, die wir heute als das (psychologische) Enneagramm kennen.
Gurdjieffs und Ichazos Dreiteilung weichen von der Dreiteilung der Bibel vor allem im Bereich Geist (Bibel) und Intellekt (Gurdjieff-Ichazo) ab. Die Bibel versteht unter Geist das unsichtbare Herz als spirituelles Organ. Dieses gilt als das wichtigste Organ überhaupt: "Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz! Denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens." (Spr 4,23) Den Intellekt ordnet die Bibel der Seele zu.
Mit der Betonung des Intellekts entsprechen Gurdjieff und Ichazo auch heute noch dem Zeitgeist. Sie beziehen sich allerdings nicht auf die heutige Wissenschaftsgläubigkeit (Szientismus), sondern auf ein (angebliches) Geheimwissen. Insbesondere Ichazo wollte seine Lehre geheim halten und belegte sie mit einer Schweigepflicht. Er ging sogar gerichtlich gegen die Veröffentlichung des Enneagramms (durch Helen Palmer) vor, unterlag aber in erster und zweiter Instanz (Justia US Law 1991+1992).
Die römisch-katholische Kirche katalogisiert das Enneagramm als gnostische Bewegung, die nicht der biblischen Lehre entspricht (Vatikan 1984). Erlösung über Geheimwissen ist tatsächlich ein Hauptmerkmal der Gnosis, welche auf Wikipedia wie folgt definiert wird: «Wissen um göttliche Geheimnisse, das einer Elite vorbehalten ist.» (wiki/Gnosis)
Das angebliche Geheimwissen wurde schliesslich doch veröffentlicht. Und es ist – zumindest im Bereich der philosophischen Anthropologie – ziemlich kompliziert. Enneastar ist viel einfacher aufgebaut. Man kann sich die folgende Vertiefung in die Anthropologie des Enneagramms also auch gerne schenken, zumal sie auch in vielen Enneagrammbüchern nur angedeutet wird. Doch wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht? Für alle, die es kompliziert mögen: Vorhang auf für die verschiedenen Zentren! 🙂
Gurdjieff kannte eine Dreiteilung des Menschen (Taylor, 8) in drei Stockwerke. Jedem Stockwerk wird ein Zentrum zugeordnet, dem untersten deren zwei.
«Wir werden heute mit einer mehr in Einzelheiten gehenden Prüfung der Zentren beginnen. Hier das Diagramm der vier Zentren [siehe Grafik]: Dieses Diagramm zeigt einen stehenden Menschen im
Profil, der nach links schaut; es deutet die jeweilige Stellung der Zentren in ganz schematischer Weise an. In Wirklichkeit bewohnt jedes Zentrum den ganzen Körper und durchdringt sozusagen
den ganzen Organismus. Gleichzeitig besitzt jedes Zentrum, was man seinen "Schwerpunkt" nennt. Der Schwerpunkt des intellektuellen Zentrums befindet sich im Gehirn; der Schwerpunkt des
Gefühlszentrums im Solar-Plexus, die Schwerpunkte der Bewegung und des Instinkts im Rückenmark.» (Ouspensky 1950/
Für Gurdjieff stehen die drei Stockwerke auch für drei religiöse Systeme. Der erste Stock (Körper) steht für den Fakir, der zweite Stock für den Mönch, der dritte für den Yogi. Gurdjieff lehrt dann einen vierten Weg. Dieser Begriff wurde zum Inbegriff für seine Lehre. Der vierte Weg zeigt sich darin, dass ein schlauer Mensch gleichzeitig an allen drei Stockwerken arbeiten kann – ohne (unnötige) religiöse Hingabe.
Gurdjieff spricht auch von Zimmern und meint damit die Zentren, die sich auf die drei Stockwerke verteilen. Er erwähnt ein viertes Zimmer, das nur vom schlauen Mensch richtig benutzt werden kann. Dieses steht für das instinktive Zentrum, welches Ichazo später in ein niederes und höheres unterteilen wird.
«Somit berührt der vierte Weg alle Seiten des menschlichen Wesens gleichzeitig. Er ist Arbeit an allen drei Zimmern auf einmal. Der Fakir arbeitet im ersten Zimmer, der Mönch im zweiten, der Yogi im dritten. Wenn sie das vierte Zimmer erreichen, lassen Fakir, Mönch und Yogi viel Unfertiges hinter sich zurück, und sie können das Erreichte nicht anwenden, weil sie nicht Herr aller ihrer Funktionen sind. Der Fakir ist Herr seines Körpers, nicht aber seines Gefühls und seines Denkens; der Mönch ist Herr seines Gefühls, nicht aber seines Körpers und seiner Denkfähigkeit; der Yogi ist Herr seines Denkens, nicht aber seines Körpers und seines Gefühls.» (Ouspensky 1949/2010, 70)
Der von Gurdjieff propagierte schlaue Mensch kennt "Abkürzungen" bzw. "Tricks", wie zum Beispiel eine gewisse Pille. Damit zeigt sich der vierte Weg grundsätzlich auch für Drogen empfänglich. In Gurdjieffs Fall war es vor allem der Alkohol.
«Ein Mensch, der den vierten Weg geht, weiss ganz genau, was für Stoffe er für sein Ziel benötigt, und er weiss, dass diese Substanz im Körper durch einen Monat physischen Leidens hervorgerufen werden kann, durch eine Woche emotionaler Anstrengung oder einen Tag geistiger Übungen – und auch, dass sie von aussen in den Organismus eingeführt werden kann, wenn man weiss, wie man dies tut. Und so, anstatt einen Tag mit geistigen Übungen zu verbringen wie der Yogi, eine Woche im Gebet wie der Mönch, oder einen Monat in Selbstfolterung wie der Fakir, bereitet er sich einfach eine gewisse Pille, die alles, was er will, enthält, und auf diese Weise erhält er ohne Zeitverlust das gewünschte Ergebnis.» (Ouspensky 1949/2010, 72)
Wie der schlaue Mensch zum vierten Weg gekommen ist – ob über Bücher oder geistigen Diebstahl (Plagiat) – spielt für Gurdjieff keine Rolle. Damit wird ein weiteres Kennzeichen des vierten Weges angedeutet: die Bedeutungslosigkeit der Inspirationsquelle. Diese Botschaft könnte auch als Freipass für Plagiat verstanden werden. Hat Ichazo vielleicht deshalb nie zugegeben, dass viele seiner Ideen auf Gurdjieff und dessen Schüler zurückgehen?
«Der vierte Weg wird manchmal auch der Weg der schlauen Menschen genannt. Der 'schlaue Mensch' kennt einige Geheimnisse, die Fakir, Mönch und Yogi nicht kennen. Wie der 'schlaue Mensch' das Geheimnis lernte – das ist nicht bekannt. Vielleicht fand er es in alten Büchern, vielleicht hat er es geerbt, vielleicht hat er es gekauft, vielleicht stahl er es von irgend jemandem. Es macht keinen Unterschied. Der 'schlaue Mensch' kennt das Geheimnis, und mit seiner Hilfe sticht er Fakir, Mönch und Yogi aus.» (Ouspensky 1949/2010, 71)
Die vier Zentren werden in einer Gurdjieff-Broschüre mit den vier Tieren der biblischen Offenbarung (Offb 4,6ff.) dargestellt. Gezeichnet wurde diese Grafik von Alexandre de Salzmann (salzmann) in Tiflis, 1919 (De Hartmann, 140). «In dieser Zeichnung wurden innerhalb des Enneagramms die vier Tiere der Apokalypse dargestellt: der Stier, der Löwe, der Mensch und der Adler – und mit ihnen eine Taube. Diese zusätzliche Symbole bezogen sich auf die "Zentren".» (Ouspensky 1949/2010, 434)
Gurdjieff kam 1924 durch einen Auto-Unfall fast ums Leben. Nach diesem Ereignis schloss er sein Institute for Harmonious Development of Man und betätigte sich fortan vor allem als Schriftsteller (Gurdjieff 1950/99, i). Er scharrte aber weiterhin Schüler um sich, von denen er insbesondere auch finanziellen Support erwartete (vgl. Taylor). In seinem ersten Buch Beelzebub's Tales to His Grandson wird der Mensch jeweils als «three-brained beings» umschrieben (z.B. Gurdjieff 1950/99, 313). Die drei Stockwerke wurden also zu drei Gehirne.
Kathleen Riordan schreibt 1975, Gurdjieff habe nicht nur vier, sondern sieben Zentren gelehrt (Riordan, 297). Bereits Michel Waldberg stellte 1973 in seinem französischen Buch über Gurdjieff in einer Grafik sieben Zentren dar (Waldberg, 112). Gurdjieff scheint also sein obiges Zentren-Modell weiter entwickelt zu haben. Gut möglich, dass dieses Modell aber auch erst durch den Gurdjieff-Schüler Ouspensky erweitert wurde. Dessen Sekretärin schreibt: «according to Ouspensky, people [...] have within them a Higher Intellectual Centre and a Higher Emotional Centre» (Seton, 5).
Riordan war eine Mitarbeiterin von Claudio Naranjo und wir können davon ausgehen, dass auch Naranjo dieses Sieben-Zentren Modell kennt.
Claudio Naranjo greift nicht direkt auf Gurdjieffs Modell zurück. Er bezieht sich stattdessen auf das spätere Zentren-Modell von Oscar Ichazo (Naranjo 1990/
Für Naranjo sind Essenz und Persönlichkeit die grundlegendsten Begriffe des Enneagramms – ganz nach Gurdjieff und Ichazo: «The broadest distinction in this body of Fourth Way psychology that I seek to outline is one between what Gurdjieff called "essence" and what he called "personality" – between the real being and the conditioned being with which we ordinarily identify. Where Gurdjieff spoke of personality, Ichazo spoke of ego – more in line with recent usage» (Naranjo 1990/2004, 2).
Beesing/
Helen Palmer war Naranjos Schülerin (Naranjo 2017, 29). Sie greift mit ihrem Modell aber nicht auf Naranjo zurück, sondern orientiert sich an Gurdjieffs Schema, in das sie dann Ichazos Enneagramm-Typologie integriert. Damit schafft sie die erste systematische Darstellung von Ichazos Enneagramm-Lehre, deren Zentren sie mit Gurdjieffs Begriffen beschriftet (Palmer 1988/1991, 50; siehe Grafik):
Palmer bezieht sich grundsätzlich auf das Buch Transpersonal Psychologies. Zumindest für ihr Schema übernimmt sie allerdings nicht die darin veröffentlichten Begriffe von Ichazo
(Lilly/
Man sollte die Bedeutung von Palmers Übersicht (Schema) über die verschiedenen Zentren nicht unterschätzen. Dadurch wird es möglich, Enneagramm-Bücher systematisch zu analysieren und einzuordnen.
Eine solche Analyse zeigt schnell, dass Ichazos Begriffe von verschiedenen Enneagramm-Autoren verschieden übernommen, benennt und gedeutet werden (vgl. Bartels 2005, 55). Das
liegt an der Materie selbst. So ordnet Ichazo dem mentalen Zentrum sowohl Ego Fixation wie auch Traps zu. Palmer beschränkt sich in ihrer vereinfachten Darstellung
auf die Ego Fixation, andere entscheiden sich für die Traps (Beesing/
1984 wagen drei christliche Ordensleute (USA) mit ihrem Buch "the enneagram – a journey of self discovery" eine erste Veröffentlichung des Enneagramms als Typenpsychologie. Sie
ignorieren damit die von Ichazo auferlegte Geheimhaltepflicht. Und sie führen für die instinktive Ebene eine neue Terminologie ein, indem sie – inspiriert von
St. Ignatius (Beesing/
Richard Rohr (Franziskaner-Pater) und Andreas Ebert (evangelischer Pfarrer) haben mit ihrem Buch Das Enneagramm – Die 9 Gesichter der Seele (1989) einen Bestseller geschrieben.
Sie sind originell (Bartels 2005, 92), aber auch etwas kompliziert. Mit ihrer christlichen Terminologie haben Rohr/
Nach 1995 zog sich Richard Rohr von der Enneagramm-Welt zurück, «unter dem Eindruck immer stärkerer Vermarktung und aufgrund immer deutlicher zutage tretender Differenzen zum esoterischen 'Flügel' der Enneagramm-Bewegung». Er distanzierte sich aber nie von seinen früheren Vorträgen und Schriften (Bartels 2005, 90-91).
Wenn auch Gurdjieffs bzw. Ichazos Zentren zum Teil verschieden interpretiert werden, so kennen doch alle Enneagramm-Bücher die grundsätzliche Unterscheidung von drei Ebene bzw. Bereiche
(Triaden-Theorie; Bartels 2005, 48), die ihrerseits wiederum Zentren genannt werden (Beesing/
Enneastar begibt sich nicht in die philosophische, sondern höchstens in die theologische Anthropologie. Der Fokus liegt aber eher auf der Teamdynamik. Die Typen werden in drei Impulse-Gruppen unterteilt.
Die Impulse-Gruppe Gruppe beschreibt Menschen, die sich in der Gemeinschaft von Gruppen erholen.
Die Impulse-Gruppe Details steht für Menschen, die viele Details wahrnehmen und denen (kreative) Details wichtig sind.
Die Impulse-Gruppe Intuition bezeichnet Menschen, die "aus dem Bauch" heraus entscheiden und handeln.
Enneastar kennt auch eine Vierteilung in Teamrollen-Kategorien, die – inspiriert durch Gurdjieff – mit den vier Tieren der biblischen Offenbarung illustriert werden.
Die Zuordnung dieser Tiere versteht Enneastar nicht als Auslegung der dahinter stehenden Bibelstelle (Offb 4,6ff). Die Tiere illustrieren lediglich die Stärke der entsprechenden Teamrollen-Kategorien. Aber wer weiss, vielleicht beschreiben diese Tiere in der Offenbarung ja ebenfalls eine Teamarbeit, nämlich die göttlich-perfekte Interaktion des dreieinigen Gottes?
Enneagramm-Typologie: 500 Jahre alt – oder doch nur 50?
Über die Herkunft des Enneagramms erzählt man sich viele Geschichten. Manche meinen, es gehe zurück bis auf die Antike. Auf jeden Fall aber sei die Geheimlehre über eine geheimnisvolle Sufi-Bruderschaft in unsere moderne Welt hineingekommen.
Die Lehre einer geheimnisvollen Herkunft ist durchaus gewollt. Sowohl Gurdjieff (Enneagramm als geometrische Figur) wie auch Ichazo (Enneagramm als Typenlehre) kleideten nicht nur die Herkunft des Enneagramms in geheimnisvolle Legenden, sondern auch ihre Biographien. Spätere Enneagramm-Begeisterte bedienten sich bei diesen Legenden nur allzu gerne und zeigten wenig Interesse an nüchternen Fakten. So klagt bereits James Webb (1980): «Research into the sources of Gurdjieff's System has been going on ever since he arrived in the West, but very little has been published that is not deliberately misleading.» (Webb, 499-500)
Wer sich durch das Geflecht des Geheimnisvollen und Widersprüchlichen durcharbeitet, wird schliesslich feststellen: Zumindest das Enneagramm als Typenpsychologie ist nur ein paar Jahrzehnte alt.
Zu diesem Schluss kommt auch Johannes Bartels (2005), der eine nüchterne und fundierte Dissertation über das Enneagramm geschrieben hat ("mitten in die Seele hinein"):
Schauen wir uns die Quellen doch etwas näher an:
Ursprung: Sarmoung-Bruderschaft – oder doch eigene Erfindung?
Georges I. Gurdjieff (1866-1949) sagte nie, woher er das Enneagramm-Symbol hatte (siehe Grafik weiter unten). Grundsätzlich behauptete er, dass er seine Lehren – zumindest zum Teil – von einer sagenumwobenen «brotherhood by the name of Sarmoung, of which the chief monastery is somewhere in the heart of Asia» hatte (Gurdjieff 1969/74, 148).
Gut möglich, dass Gurdjieffs Herkunft¹ und erstes Wirken² – beides an der Schwelle zwischen Europa und Asien (siehe Landkarten) – die Wirkung seiner ungewöhnlichen Legenden begünstigte.
¹ damals: Alexandropol, Russland – heute: Gjumri, oder: Gyumri, Armenien
² damals: Tiflis, Russland – heute: Tbilissi, oder: T'bilisi, Georgien (wiki/Georges_I._Gurdjieff)
In Enneagramm-Büchern wird auf die "Sarmoung-Bruderschaft" allgemeinen als ein "Sufi-Kloster" verwiesen. Kenneth Walker (1882-1966), ein Schüler Gurdjieffs, geht allerdings von einem «Essene monastery» aus (Walker 1952, 202), das er «in the mountainous regions of Turkestan» lokalisierte (Walker 1952, 209-211).
Die Essener waren eine jüdische Sekte, auf die Flavius Josephus (38-
Wenn man bedenkt, dass der eine Mönch im von Gurdjieff erwähnten Kloster angeblich 275 Jahre alt gewesen sei (Gurdjieff 1969/74, 161), ist es schwer vorstellbar, dass es einen solchen Ort je gab. Gurdjieff wurde nach eigenen Angaben mit abgedeckten Augen dorthin geführt. Darüber hinaus musste er schwören, dass er niemandem den Ort verraten würde. Es sei fast unmöglich, den Weg dorthin zu finden (Gurdjieff 1969/74, 148-152). – Es braucht schon ein kindliches Vertrauen in Gurdjieff als Person, um sich einen solchen Ort als real vorzustellen.
Ein Freund von Kenneth Walker, ebenfalls ein Gurdjieff-Schüler, denkt nach Gurdjieffs Tod laut darüber nach, ob Gurdjieff dieses Kloster vielleicht nur erfunden habe, sozusagen als literarische Figur. «"It's only a guess," he said, "and we can't even be sure that the world brotherhood he writes about actually exists. Some of the journeys he describes and the people he meets were probably only literary devices by means of which certain ideas could be given. [...]» (Walker 1952, 209-211)
Gurdjieff selbst tat nicht viel, um den Ursprung seiner Lehren zu klären. Im Gegenteil: «Concerning its origin, very little can be stated, for Gurdjieff was deliberately vague whenever he was questioned on this subject.» (Walker 1952, 201; vgl. Smith, 240)
Es gibt allerdings tatsächlich einen Sufi-Orden namens Naqshbandi, der für sich den Ursprung des Enneagramms reklamiert (van Stijn, 254) und auf ihrer Homepage einen Besuch des Russen Gurdjieff erwähnt (naqshbandi.org). Diese Werbebotschaft scheint jedoch nicht die gewünschte Wirkung auf die Enneagramm-Welt zu entfalten – mich eingeschlossen. Man fragt sich halt: Warum würde ein Orden, der unbedingt geheim bleiben will (siehe oben), eine Internet-Seite betreiben und sich darin als Gastgeber von Gurdjieff outen? 🙂
Taylor weist darauf hin, dass Gurdjieff in späteren Jahren, in Frankreich, nicht mehr im Namen einer esoterischen Tradition sprach, sondern sich selbst als Quelle einer neuen Erkenntnis verstand. Trotzdem blieb das Geheimnisvolle weiterhin Gurdjieffs "Marketing-Strategie", mit der er auch bekannte und intelligente Menschen über Jahre hinweg hinhalten konnte (Taylor, 122+222). Taylor bezeichnet ihn – keineswegs in böser Absicht – als schlauen Trickbetrüger (Taylor, 231). Schliesslich aber wandten sich Gurdjieffs bekanntesten Schüler enttäuscht von ihm ab (Taylor, 223), so auch Ouspensky.
«Ouspensky complained that Gurdjieff's style of teaching in France was markedly different from that which he had carefully documented in Russia. He no longer spoke as he had in Russia in the name of a brotherhood of seekers and of an esoteric tradition, but spoke in his own name as the repository of a new knowledge, and this shift in manner alienated Ouspensky, who went on to establish an independent group in England and, during the war, in the United States. It should be recognized that until his death in 1947, Ouspensky had far more pupils than Gurdjieff.» (Taylor, 9)
Stammt Gurdjieffs Lehre nun von einer geheimnisvollen Quelle oder war sie seine eigene Idee? Die Wahrheit wird wohl irgendwo dazwischen liegen. Es liegt nahe anzunehmen, dass sich Gurdjieff
bei vielen Quellen bediente, um daraus einen neuen, eigenen Mix zu erstellen. Wir nennen das heute "Synkretismus" (wiki/
«There is considerable difference of opinion as to the source of Gurdjieff's "system." Some have found Sufi mysticism behind it, others Platonism, Hindu mysticism, Stoicism, Gnosticism, and Esoteric Christianity.» (Taylor, 193)
Dass Gurdjieff sehr frei mit geistigem Eigentum von Autoren und Gruppen umging, zeigt seine Andeutung gegenüber Ouspensky, dass er seine Lehre "gestohlen" habe. Plagiat (Diebstahl von geistigem Eigentum) war für ihn kein Delikt, oder bestenfalls ein Kavaliersdelikt.
Ouspensky «records a conversation with Gurdjieff in which he asked: "Is the system yours?" "No" ... "From where did you take it?" Gurdjieff replied: "Perhaps, I stole it."» (Taylor, 193; Obwohl Taylors Quellenangabe an dieser Stelle ungenau und nicht nachvollziehbar ist, kann man seine Aussage als Gurdjieff-Kenner trotzdem ernst nehmen.)
Ursprung: Erzengel – direkte Offenbarung – Sufi-Kloster – geheimnisvoller Mann – wissenschaftliche Tatsache – oder doch eigene Erfindung?
Das Enneagramm taucht dann unter Oscar Ichazo (1931-2020) als psychologische Typenlehre auf. Die geometrische Figur hat inzwischen eine leichte Veränderung erfahren. Das innere Dreieck ist nicht mehr gestrichelt.
Ichazo war in geometrischer Hinsicht grundsätzlich nicht so wählerisch. Er gebrauchte nicht nur Gurdjieffs Enneagramm, sondern auch andere Symbole, die er "Pythagorean seals" nennt. Was er mit "Chaldean Seal" als weiterer Begriff genau meint, bleibt unklar, da man Gurdjieffs Enneagramm bei den Chaldäern vergeblich sucht.
«In the Arica system, we use the Pythagorean 'seals' of five (pentagram), six (hexagon), seven (heptagon), nine (enneagram), and twelve (dodecagon). All these geometrical figures are encircled» (Ichazo 1991; Hervorh. d. Verf.).
«It was in an ancient text (a medieval grimoaire) about the Chaldean Seal (enneagram) where I first came across this diagram which, for the Chaldeans, was a magical figure.»
(Ichazo, zitiert in: Labanauskas/
Was den Ursprung seiner Lehren und die Herkunft seiner Person betrifft, war Ichazo keineswegs klarer als Gurdjieff. «Little was known about Ichazo's background then; not much more is known now.» (Lilly/Hart, 331-332)
John C. Lilly, Delphinforscher und Psychiater (Lilly, back cover), und Joseph Hart, «a former Jesuit priest» (NYT 8.10.1971), berichten 1975 in "Transpersonal Psychologies" (edited by
Charles T. Tart) detailliert über Ichazos psychologisches Enneagramm. Gemäss ihrem Bericht führt Ichazo seine Lehre auf einen Erzengel Metatron zurück: «Metatron, the
prince of the archangels, who has given instructions to Ichazo.» (Lilly/
Der Schriftsteller Adam Smith schreibt 1975 – nicht ohne sarkastischen Unterton –, Ichazo habe sein Wissen durch "Direkte Offenbarung" bekommen. Er zitiert Ichazo: «I spent forty days in the desert in Cardova ... I was in a space without connection, my consciousness went inside the enneagram, I returned from the experience and each enneagram was complete, but it was very hard to put into words. Of course, this was my psychic projection». (Smith, 263)
Gemäss Charles T. Tart (Vorwort zu Helen Palmers "Enneagram", 1991) behauptet Ichazo, dass er seine Lehren, und damit auch das Enneagramm, vom gleichen Sufi-Kloster habe, wie zuvor Gurdjieff. «I learned that Naranjo had been taught the basics of the Enneagram of personality during a period of study in Chile with Oscar Ichazo, who, in turn, claimed to have learned it from a secret mystery school, the Sarmouni Brotherhood, who had also taught it to Grudjieff.» (Palmer 1988/1991, XIII)
Ichazo «verweigerte standhaft die Angabe seiner Quellen und sprach wie Gurdjieff von Reisen in sufistische Klöster im asiatischen und orientalischen Raum, wo er dieses geheime Wissen kennengelernt haben will.» (Häring, 25)
Offensichtlich hat sich Oscar Ichazo an den Rat von John C. Lilly (1972) gehalten, das Enneagramm als Sufi-Lehre darzustellen.
«J [ John Lilly]: Eines, was mich beunruhigt, ist die Frage nach einem Namen für Ihre Methode. Jetzt ist es noch nicht so wichtig [...]. Was für einen Namen wollen Sie ihr geben? Ist das eine Sufi-Sache oder etwas anderes?
O [Oscar Ichazo]: Wir nennen es immer "die Schule".
J [ John Lilly]: Die Leute wollen ein Etikett sehen. Der Sufi-Name hat in den Vereinigten Staaten grosses Prestige, Karma oder was auch immer, bei den jungen Leuten, die zählen. Wir wollen etwas völlig Neues daraus machen.» (Lilly, 198)
Manche scheinen grundsätzlich Mühe zu haben mit asiatischen Herkunftslegenden, so auch der Journalist Adam Smith. Er fragte Ichazo ungläubig: «Now, you stopped with Sufis, who spoke Arabic and Farsi, or Persian, and then other groups spoke Hindi, and Chinese – how did you talk to them? In English. In English, Oscar?» (Smith, 262)
Gemäss Markus Becker (in: Erfahrungen mit dem Enneagramm, Hrsg. Ebert/
«Sein [Ichazo's] Wissen über die Herkunft der Typologie hüllt er aber, ebenso wie Gurdjieff, in einen Mantel des Gheimnisvollen. Angeblich lernte er das System kennen, als er an der Universität von La Paz arbeitete, "und dort einen Mann traf, dessen Identität er geheimzuhalten versprach ..." (Fussnote 7: Enneagramm Educator I, 1988, S. 4 "and there met a man whose identity he promised to keep secret.")» (Becker, 51)
1991 behauptet Ichazo in "Letters to the School", die Enneagramm-Typologie sei eine wissenschaftliche Tatsache. «Arica publications repeatedly assert that Ichazo has "discovered" the ego fixations, which are scientifically verifiable "facts" of human nature.» (Justia US Law 1992) Im Plagiatsprozess gegen Helen Palmer wird ihm diese Behauptung schliesslich zum Verhängnis (siehe weiter unten), da man eine wissenschaftliche Tatsache nicht mit einem Copyright belegen kann (Justia US Law 1992).
Schliesslich behauptet Ichazo 1991 ebenfalls, dass das Enneagramm seiner "Arica"-Schule (in Arica, Chile, startete Ichazo seine Lehrtätigkeit) schlicht und einfach seine eigene Erfindung sei. «I did not receive the Arica theory from some obscure Sufi sect or from anybody else. The Arica theory and method are directly and completely proposed and presented exclusively by me. I am the only source of the Arica theory and method.» (Ichazo 1991)
Am plausibelsten erscheint mir die Annahme, dass sich Ichazo durch den Gurdjieff-Ouspenski-Schüler Rodney Collin (1909-1956) inspirieren liess, der das Enneagramm-Symbol bereits 1952 mit einer Typenlehre verband. Er ordnete dem Symbol sechs Typen zu und bediente sich dabei bei astrologischen Elementen.
Helen Palmer (Gurdjieffs Idioten-Typenlehre) – Ichazo gegen Palmer (Plagiatsprozesse, 1991/1992)
Oscar Ichazo verschwieg die Herkunft der Enneagramm-Typologie aus. Genauer: Er verbreitete verschiedene Legenden zu verschiedenen Zeiten, um dann schliesslich nur noch auf sich selbst zu verweisen (siehe oben).
Die Naranjo-Schülerin Helen Palmer meinte es besser zu wissen. Sie zeigte sich sicher, dass Ichazo seine Typenlehre von Gurdjieff habe, der sie seinen Studenten allerdings nicht offen kommuniziert habe. «Although Gurdjieff did not believe that his students were capable of grasping the significance of their Enneagram type, he did a great deal to evoke the recognition of charakter. Two of his most-reported methods were "stepping on people's favorite corns" and "the toasting of idiots."» (Palmer 1988/1991, 13)
Mit diesem Ansatz führt Palmer die Enneagramm-Typologie direkt auf Gurdjieff zurück und damit weitgehend an Ichazo – und dessen Geheimhaltegebot – vorbei. Das einzige Verdienst, das sie Ichazo zugesteht, ist die richtige Zuordnung der neun Typen auf das Enneagramm-Symbol. «The correct placement of the emotional passions was produced by Oscar Ichazo, and with that deceptively simple arrangement of what Gurdjieff called Chief Feature, the Enneagram code became available to us.» (Palmer 1988/1991, 46)
Damit brachte Palmer eine neue These in die ohnehin verwirrliche Herkunftsgeschichte des Enneagramms. Diese mag für Enneagramm-Neulinge plausibel klingen, erweist sich bei näherer Betrachtung allerdings als Legende. Und das war selbst für Ichazo eine Legende zuviel. Er bezichtigte Palmer des Plagiats (Diebstahl von geistigem Eigentum) und ging 1991 gerichtlich gegen sie vor. Das veranlasste Palmers Verlag 1991 dazu, die Enneagrammlehre von Helen Palmer offiziell als unabhängig von Ichazos Arica-Institut zu erklären (siehe Grafik). Der Enneagramm-Prozess nahm seinen Lauf. Doch beschäftigen wir uns zuerst mit Palmers Argumentation.
Palmer führt die Enneagrammtypen direkt auf Gurdjieff zurück. Sie sieht sich durch Kenneth Walker bestätigt, dem gesagt wurde, dass Gurdjieff eine 23-Idioten-Typenlehre kenne, die vom antiken Babylon stammen soll. Diese Idiotenlehre wurde mit einem Saufgelage verbunden, weil sich der Typus eines Menschen – gemäss Gurdjieff – in alkoholisiertem Zustand leichter bestimmen lasse.
«"You see, he's a Russian and Russians always drink a lot of vodka. But there is another and far more important reason why all of G.'s [Gurdjieff's] guests have to drink, whatever happens to be their private tastes. A great many people are passing through his hands and he is compelled to see them as quickly as possible." (A. emphasized the word "see.") "Well, you know how alcohol opens up a man so that what he has previosly managed to keep hidden is revealed. That is what the Arabs mean when they say that 'alcohol makes a man more so.'" "What are G.'s rules?" I asked. "There are a number of toasts to be drunk during the course of the meal, and the usual rule is one glass of brandy or vodka for every three toasts. The women are let off with six toasts per glass." "How many toasts?" I inquired apprehensively. "That varies and it may be anything up to twenty-five." "Why all these toasts?" my wife asked. "Whose health are we supposed to be drinking?" "You know all about types," A. began, and we nodded. "Well, there is a whole science of types, a very ancient one supposed to have been developed in Babylon. We drink to the various types of men – there are twenty-three, I believe – coupled with the names of those who represent them. You'll be asked to select the type to which you belong." "Supposing one doesn't know it?" "That doesn't matter. Just select the one that seems to suit you best. There's a director of ceremonies, and you can let him know what sort of idiot you are." "Idiot?" "Yes, he uses that word, but in its original and not in its acquired meaning. It really signifies "one's own" and it is therefore only another word for type.» (Walker 1952, 152-153)
Über die Kategorien bzw. Anzahl von "Idioten" scheint es verschiedene Meinungen zu geben (Taylor, 170). Elizabeth Bennett berichtet von 21 Idioten (Bennet). Taylor definiert das Wort "Idiot" als "Idiosynkrasie", das gemäss Duden die «Gesamtheit persönlicher Eigenheiten, Vorlieben und Abneigungen» bedeuten kann (Idiosynkrasie). «My own feeling is that the toasts, whose order constitutes a hierarchy, refer to the particular "idiosyncracy" of a person which holds him back from "wholeness" of being and which chains him to mechanical behavior. Gurdjieff referred to himself as "Unique Idiot" and Orage as the "Super Idiot"» (Taylor, 170).
Taylor, ein unehelicher Sohn Gurdjieffs, erkennt in solchen Saufgelagen einen tieferen Sinn und vergleicht Gurdjieff gar mit Sokrates. «Looking back on them now, I can see how much they resembled Plato's Symposium, in which the form and use of the drinking cup is a metaphysical bond with the transcendent. Gurdjieff, like Sokrates, could drink enormous amounts without showing signs of drunkenness.» (Taylor, 171)
Andere zeigen weniger Bewunderung für Gurdjieffs Lebens- und Essensstil: «Gurdjieff indulged freely and openly in alcohol and sexual pleasure» (Johnson, 138). Insbesondere was den Umgang mit Frauen betrifft, galt Gurdjieff nicht nur als lust-getrieben (Taylor, 224), sondern sogar als grausam. «If money demands plagued Orage and Jean, tales of Gurdjieff's treatment of women were bothering Jessie and Edith. In November, Rita Romilly told them the story of Doris, an English girl who committed suicide after Gurdjieff had seduced her. Gurdjieff said to Rita that the incident is a lesson for those who make trouble for him. "They will come to bad ends".» (Taylor, 142) Taylor zeigt sich aber auch hier als hingebungsvoller Bewunderer und verteidigt Gurdjieff. «This story circulated widely for a while as a sign of Gurdjieff's cruelty. Dushka Howarth explained to me that the suicide occurred much later and was not related directly to anything Gurdjieff had done. Gurdjieff found it unprofitable to deny mistruths, but saw reason to shape them into parables readable as "truths."» (Taylor, 142).
Gurdjieff wusste, dass Menschen ihre Schlagseiten, "Chief Features", haben (Walker 1957, 97) und er verstand es, sie damit zu konfrontieren. Vielleicht bezeichneten ihn auch darum viele Zeitgenossen als «insensitive and even sadistic» (Taylor, 9). Gurdjieff zeigt sich trotzdem begeistert von seiner Methode: «I refer to that already-mentioned principle which I characterized by the words "to press the most sensitive corn of everyone I met." Thanks to this principle, which turned out to be miracle-working for me [...], so affected everyone who met me, that he himself, [...] took off his mask [...]; and thanks to this I at once acquired an unprecedentedly easy possibility of [...] feasting my eyes on what his inner world contained [...].» (Gurdjieff 1975, 51) Obwohl Gurdjieff damit Menschen bis zu Tränen beleidigte und demütigte, sieht Taylor darin – zumindest im Nachhinein – ein therapeutisches Ziel (Taylor, 222).
Palmer identifiziert Gurdjieffs Chief Features mit Ichazos Passions und Gurdjieffs Buffers mit psychologischen Abwehrmechanismen (Palmer, 15-24). Sie führt so ziemlich die ganze Enneagramm-Terminologie auf Gurdjieff zurück, mit Ausnahme von Ichazos Zuordnung der neun Typen auf das Enneagramm-Symbol.
«Ichazo's work was unknown until 1970, when he announced a psychospiritual training in the desert near the town of Arica in Chile. About fifty Americans attended, among them John Lilly, Claudio Naranjo, and Joseph Hart, who brought back the report that Ichazo was using the Sufi concepts familiar to many through the Gurdjieff work. He was using exercises to develop the "three brains," or the three kinds of human intelligence that Gurdjieff had described as mental, emotional, and instinctual; he was also using the teaching method of animal qualities, and he had written a short précis of the nine personality types, which was subsequently published in a chapter on the Arica training in Transpersonal Psychologies. Most important, Ichazo had placed the types correctly on the nine-pointed star» (Palmer 1988/1991, 47).
Palmers Einschätzung wird bis zu einem gewissen Grad von Naranjos Erfahrungsbericht über dessen erste Begegnung mit Ichazo bestätigt. Er hörte «Ichazo eine Sicht der menschlichen Persönlichkeit zur Darstellung bringen, die mit jener Gurdjieffs übereinzustimmen schien und noch über diese hinausging, was die Details betraf.» (Naranjo 2017, 27)
Doch Naranjo war vor allem von Ichazos "Protoanalyse" (Enneagramm-Typologie) beeindruckt, die offensichtlich über Gurdjieffs Lehre hinausging. «Während der Vorträge über das, was Ichazo "Protoanalyse" (Protoanálisis) nannte, erklärte er sich mit der Bitte von Dr. Fernández einverstanden, uns die Methode praktisch vorzuführen, wofür er die Patienten von Dr. Fernández jeweils während einiger Minuten befragte. Danach lieferte er einen solch stimmigen und detaillierten Bericht über sie, dass wir zwar höchst beeindruckt waren, gleichzeitig aber den Sprung nicht nachvollziehen konnten, der zwischen der kurzen Befragung durch Ichazo und dessen derart differenzierter Beobachtungsgabe lag.» (Naranjo 2017, 27)
Obwohl Palmer tatsächlich nachweist, dass viele Elemente von Ichazos Lehre auf Gurdjieff zurückgehen (Palmer 1988/1991, 12-24), gibt es keinen wirklichen Beleg für ihre Behauptung, bereits Gurdjieff habe die neun Enneagrammtypen gekannt.
Vielleicht handelt es sich bei Palmers Behauptung ja auch nur um eine Schutzbehauptung, die sie als Verteidigung gegen Ichazos Plagiatsvorwurf in ihr Buch "Enneagram, Understanding Yourself and the Others in Your Life" aufnahm und schliesslich auch vor Gericht vertrat (Justia US Law 1991). Wenn nämlich die Neun-Typen-Lehre von Gurdjieff stammt, könnte Ichazo auch kein Urheberrecht darauf einfordern.
Ichazo reagiert auf Palmers Behauptung mit seinem "Letter to the Transpersonal Community" (1991). Darin versucht er mit seitenlangen Hinweisen auf antike Philosophien zu beweisen, dass Gurdjieffs Lehre nichts Neues sei. Er, Ichazo, habe diese Lehre bereits aus früheren philosophischen Schriften gekannt – das Enneagramm-Symbol inklusive! Ichazo besteht hingegen darauf, dass seine "Arica-Lehre" etwas völlig Neues sei.
Schliesslich greift Ichazo Gurdjieff persönlich an, indem er auf dessen Alkoholabhängigkeit verweist. Zumindest in diesem Punkt scheint Ichazo korrekt zu sein. Ansonsten wirkt seine Verteidigung sehr emotional und überzogen. Spätestens beim Vorwurf, Gurdjieff sei nie freundlich genug gewesen, seine Quellen offen zu legen, würde man sich von Ichazo etwas mehr Selbstkritik wünschen.
Ironischerweise erweist sich Ichazo aber gerade auch mit seiner Verschleierung der Quellen als Gurdjieff-Schüler. Er handelt damit nicht nur nach Gurdjieffs Vorbild, sondern auch als "schlauer Mensch" – ein Ausdruck Gurdjieffs –, der andere aussticht: «Wie der 'schlaue Mensch' das Geheimnis lernte – das ist nicht bekannt. Vielleicht fand er es in alten Büchern, vielleicht hat er es geerbt, vielleicht hat er es gekauft, vielleicht stahl er es von irgend jemandem. Es macht keinen Unterschied. Der 'schlaue Mensch' kennt das Geheimnis, und mit seiner Hilfe sticht er Fakir, Mönch und Yogi aus.» (Ouspensky 1949/2010, 71)
Schliesslich wurde Ichazo aber selbst ausgestochen. Er verlor den von ihm angestrengten Plagiatsprozess in zweiter Instanz (1992), allerdings nicht weil Palmer ihre Behauptung hätte beweisen können. Ichazos Schwachstelle zeigt sich unter anderem eben genau darin, dass er nie verraten wollte, von wem er sich inspirieren liess. Während der Auseinandersetzung mit Helen Palmer behauptete er, die Enneagramm-Typologie sei eine "wissenschaftliche Tatsache". Das Gericht war sich dessen nicht so sicher, nahm ihn aber beim Wort – zu Ichazos Leidwesen: Eine "wissenschaftliche Tatsache" kann nämlich nicht mit einem Urheberrecht belegt werden. Ausserdem wurde das Enneagramm bereits vor Palmers Marketing-Offensive veröffentlicht, ohne dass Ichazo gerichtlich dagegen vorgegangen wäre (Justia US Law 1992).
Auf dieses Gerichtsurteil stützen sich da und dort ein paar übereifrige Enneagramm-Fans, wenn sie behaupten, das Enneagramm sei eine "wissenschaftliche Tatsache", was gerichtlich bestätigt worden sei. Solche übereifrige Fans verkennen die "salomonische Weisheit" des US-Gerichts, die hinter diesem Urteil steht (vgl. Bartels 2005, 74).
«Heute führt Ichazo ein zurückgezogenes Leben als Schriftsteller auf der Insel Maui, Hawaii. Der nordamerikanischen Enneagramm-Bewegung steht er ausgesprochen distanziert gegenüber, da er sich seit der Veröffentlichung der ersten Enneagramm-Einführungsbücher als Opfer von Plagiat und Missverständnis sieht.» (Bartels 2005, 34)
Wenn Bartels obige Beobachtung (2005) stimmt, könnte man Ichazos Vorwort im Buch "Facetten der Einheit" (Almaas, 10-14), das ursprünglich 1998 auf Englisch in Berkeley, California (USA), erschienen ist, vielleicht als Ausnahme sehen. Darin rühmt er nämlich Claudio Naranjo und äussert keinerlei Kritik gegen niemanden.
Palmer mindert mit ihrer Legende nicht nur Ichazos Beitrag für das psychologische Enneagramm, sondern auch den von Claudio Naranjo. Dieser hat die Enneagramm-Typologie eigentlich erst zur Typenpsychologie gemacht. Naranjo schreibt über seine frühere Schülerin: Palmers Buch ist «dasjenige, das die meiste Information enthält, obgleich ich von ihr eigentlich einen originelleren Beitrag erwartet hätte» (Naranjo 2017, 29). Mit anderen Worten: Helen Palmer hat gut abgeschrieben. 🙂
Palmer siegte vor Gericht und konnte sich weiterhin als Enneagramm-Lehrerin profilieren: Ihre Enneagramm-Schule hatte grossen Erfolg, ihre Enneagramm-Bücher wurden als Klassiker in mehrere Sprachen übersetzt.
Sie betreibt bis heute eine erfolgreiche Vermarktung des Enneagramms. Und sie vertritt weiterhin die Legende, das Enneagramm sei eine alte Sufi-Lehre, die durch Gurdjieff in die moderne Welt hineingekommen ist. Das macht sie in ihrem ersten Buch mit dem ersten Satz klar: «The Enneagram is an ancient Sufi teaching that describes nine different personality types and their interrelationships.» (Palmer 1988/1991, 3)
Enneagramm (Sufi-Legende) – Enneastar (Bibel)
Die obigen Ausführungen zeigen, dass die wichtigsten Enneagramm-Protagonisten, Gurdjieff und Ichazo, die Quelle(n) des Enneagramms bewusst verschleierten. Sie kreierten Legenden. Vielleicht um sich selbst zur Legende zu machen? Ganz sicher aber sollten die Legenden die Faszination ihrer Lehre bzw. des Enneagramms steigern.
Schliesslich widerriefen – oder zumindest relativierten – sie ihre eigenen Legenden und behaupteten, ihre Lehren würden auf sie selbst zurückgehen. In beiden Fällen zogen es ihre Schüler vor, an den vorher postulierten Legenden festzuhalten. Das Verhalten dieser Schüler zeigt, dass die Legenden einen grossen Anteil an der Faszination haben, welche von diesen Lehren ausgeht.
Die Sufi-Legende geistert bis heute durch die Enneagramm-Literatur. Auch Naranjo vertritt sie, wenn er behauptet, das geometrische Enneagramm sei «associated with the Sarmouni Order since ancient times.» (Naranjo 2004, IV). Sarmoun soll übrigens «die Bienen» bedeuten (van Stijn, 254).
Die meisten Enneagramm-Autoren gehen weiter als Naranjo. Für sie ist es Tatsache, dass das Enneagramm nicht nur als geometrisches Symbol, sondern auch als Typenpsychologie auf eine alte Sufi-Tradition zurückgeht. Diese Behauptung wird munter wiederholt – ganz nach dem Leitsatz: Wenn ein Gerücht genügend lang behauptet wird, wird es vielleicht irgendwann als Wahrheit akzeptiert.
Die Legenden von Gurdjieff und Ichazo halten einer nüchternen Quellenforschung nicht stand. Gurdjieffs Enneagramm-Symbol wurde trotz intensiver Suche in keinem asiatischen Kloster gefunden. Es ist naheliegend, dass seine Abwandlung von Llulls Symbol auf ihn selbst zurückgeht. Auch das Enneagramm als Neun-Typen-Lehre ist vor Ichazo nirgends zu finden. Es wird kaum viel älter als ein halbes Jahrhundert sein. Damit erweist sich die Herkunft-Faszination als Pseudo-Faszination. Enneastar verweigert sich diesem "Schattentheater".
Mit dem Griff zur Bibel reichen wir aber ebenfalls tief in die Vergangenheit zurück. Für uns ist die Bibel mindestens so faszinierend, wie die oben erwähnten Legenden.
Ichazo (Satoris) – Enneastar (spiritueller Kampf versus religiöser Krampf)
John C. Lilly (1972) und Adam Smith (1975) gehören zu den Ersten, die über Oscar Ichazo und dessen Enneagramm- bzw. Arica-Schule berichten. Beide waren Arica-Schüler (zu verschiedenen Zeiten) und berichten deshalb aus erster Hand von ihren Erfahrungen. Auffallend ist, dass beide detailliert über Bewusstseins-Stadien bzw. "Satoris" schreiben. «Oscar erklärte seine eigene besondere Vorstellung von den "Satoris". Seine Satoris werden als positive Ebenen (+24, +12, +6 und +3) oder Bewusstseins-Stadien definiert. Oscar benützte die Gurdjieffschen Schwingungs-Zahlen, um die Stadien des Bewusstseins zu spezifizieren.» (Lilly, 153-154)
Lilly schreibt fast nichts über das Enneagramm, erklärt aber auf zwei Seiten detailliert verschiedene Bewusstseins-Stadien (Lilly, 155-156), die er seitenlang reflektiert und mit Oscar Ichazo diskutiert. Gemäss Smith sollte man mindestens Stadium "24" erreichen, das verschiedene Namen hat: +24, Satori 24 oder Permanent 24. Smith erklärt dann aber enttäuscht, dass kein Ichazo-Schüler dieses Stadium erreicht habe (Smith, 263). Stattdessen sei man in der Arica-Schule immer auf "die nächste Woche" vertröstet worden (Smith, 266-267).
In späteren Enneagramm-Büchern spielen diese Bewusstseins-Stadien keine Rolle mehr, obwohl sie ursprünglich das eigentliche Ziel des Enneagramms waren – nebst körperlichen und meditativen Übungen mit phantasievollen Namen, inklusive einer speziellen Diät (Smith, 254). Die Bewusstseins-Lehre bleibt damit ein "gnostisches Erlösungsmodell" (Bartels 2005, 44), von dem die wenigsten Enneagramm-Begeisterten je etwas gehört haben.
Enneastar sucht keine Bewusstseins-Erweiterung, aber eine spirituelle und charakterliche Weiterentwicklung durch eine biblische Spiritualität. Diese wird niemandem aufgedrängt. Wer will, kann Enneastar weitgehend ohne diese biblische Grundlage kennenlernen und benutzen (Grundkurs). Genau genommen ist die biblische Spiritualität mit ihrer Geistesfrucht aber so oder so Ausgangspunkt von Enneastar.
Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch vom "Boje-Prinzip": Enneastar ist in einer biblischen Spiritualität verankert. Je mehr man Enneastar auf den Grund geht, desto mehr wird man diese Spiritualität entdecken. Diese Spiritualität ist vor allem im Aufbaukurses, der eigentlich ein Vertiefungskurs ist, ein wichtiges Thema.
Enneastar geht davon aus, dass jedes religiöse System letztlich zu einer Verkrampfung führt (Bild unten, links). Der Mensch kann vieles in den Griff bekommen, nur nicht sein Ego. Das realisieren wir spätestens dann, wenn wir versuchen, "bessere Menschen" zu werden.
Durch eine direkte Beziehung zu Gott überwinden wir die Falle "religiöser Krampf", weil wir dadurch aus der unendlichen Lebensquelle heraus leben. Konkreter: Wenn wir auf Jesus vertrauen, bekommen wir Vergebung für vergangenes Versagen und seinen Heiligen Geist für zukünftige Abenteuer mit Gott. Dieser Heilige Geist ist stärker als unser Ego. Wenn wir ihm in unserem Leben die Leitung überlassen, wird er unser Ego entthronen. Wir werden zu selbstloser Liebe befähigt, um fortan mehr und mehr nach der "Goldenen Regel" zu leben. Ein solches Leben ist ein spiritueller Kampf, da uns die Sorgen des Alltags – und anderes – immer wieder von der "Ausrichtung nach oben" wegbringen wollen (Bild unten, rechts).
Hinweis: Der untere Teil der Grafik gibt es auch als Erklärungsvideo.
Ichazo liess sich wohl von Collin's astrologischer Enneagramm-Typologie inspirieren.
Oscar Ichazo verbindet das Enneagramm seiner Arica-Schule mit Astrologie, um "Abweichungen im Denken" zu eruieren: «Oscar belehrte uns über die "Ego-Abweichungen" und wie er sie in
Verbindung zu den mentations und unseren astrologischen Tierkreiszeichen [...] brachte.» (Lilly, 157; vgl. Lilly/
Es mag auf den ersten Blick überraschen, dass Ichazo auch astrologische Ansätze in seine Enneagramm-Typologie integriert. Doch Ichazo bedient sich so ziemlich überall (Smith, 262), wenn auch oft nur oberflächlich.
Gemäss Ichazos eigenen Angaben kannte er das Enneagramm-Symbol schon bevor er es später in Gurdjieff-Schriften entdeckte (de Christopher, 64). Es ist gut möglich, dass Ichazo das Enneagramm durch den Ouspensky-Schüler Rodney Collin (1909-1956) kennengelernt hatte – und zwar als Typologie! Denn Collin verband das Enneagramm bereits 1952 mit einer astrologisch-alchemistischen Typologie, die sich auf die fünf «mit blossem Auge sichtbaren Planeten» (Boll 1974, 46) und den Mond bezieht (Collin, 143-144; siehe Grafik).
Auch Bartels geht davon aus, dass sich Ichazo ursprünglich bei Collin bediente:
«Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Ichazo in seinem System von Collin beeinflusst ist – auch wenn Ichazo stets die alleinige Urheberschaft des modernen Enneagramms beansprucht und Collin nie erwähnt. Bei Collin finden sich nicht nur die genannte Grundidee, sondern auch eine Reihe weiterer Bausteine, die heute zum Konsens der Enneagramm-Literatur gehören. Collins Werk erschien zunächst in Lateinamerika und auf Spanisch, muss also für Ichazo durchaus zugänglich gewesen sein. Zudem fällt die Veröffentlichung von 1952 [datelobueno.com] auch zeitlich in die Phase, in der Ichazo seine Lehre des Enneagramms ausgearbeitet hat» (Bartels 2005, 35-36).
Rodney Collin zog (nach Ouspenskys Tod) 1948 mit anderen Ouspensky-Schülern, die ihm folgten, von England nach Tlalpan, einem Vorort von Mexico City. Seine zwei Bücher der frühen 1950er Jahre
wurden deshalb vor allem in Südamerika bekannt, wo auch Ichazo aufgewachsen ist. «As a result of the distribution of books by Ediciones Sol in Latin America, Rodney Collin's groups started
to appeared in Peru, Chile, Argentina and Uruguay, and contacts were established in several other countries of the American continent.» (wiki/
Collin konvertierte 1954 zum Katholizismus, um seine Ideen leichter in die südamerikanische Gesellschaft hineinzutragen. Ironischerweise starb er zwei Jahre später in Peru
ausgerechnet in einer katholischen Kirche, in der Kathedrale Santo Domingo, Cusco (siehe Foto), als er infolge eines Herzinfarkts vom Glockenturm fiel (wiki/
Wenn Ichazo sich tatsächlich von Collin inspirieren liess, dann vor allem ideell. Wir können zwar die Jovial Types (7) von Collin der Sieben von Ichazo zuordnen, wenn
wir uns an das englische Adjektiv halten, das vom Jupiter, auch Jovis (wiki/
* Die gnostische Lehre der ausgehenden Antike kannte folgende Zuordnung: Saturn → Faulheit, Mars → Zorn, Venus → Unzucht, Merkur → Habgier, Jupiter → Stolz, Mond → Neid, Sonne → Völlerei (Boll 1913, 37)
Die Verbindung des Enneagramms mit der Astrologie ist eigentlich gar nicht so überraschend. Schliesslich kennt die Astrologie ähnliche geometrische Figuren.
So zeigt Franz Boll 1918 zwei astrologische Figuren, die mit den Tierkreiszeichen in Verbindung gebracht werden und deshalb 12 Punkte in einem Kreis aufweisen. Sie sollen auf die Babylonier zurückgehen und später von den Pythagoreern aufgegriffen worden sein.
«Die wichtigste Lehre, die auch auf die anderen mehr oder weniger eingewirkt hat, ist die von den Aspekten (Radiationes, Schematismoi), die schon der babylonischen Astrologie angehört [...]. Abb. 17 veranschaulicht sie. [...] So kann man natürlich von jedem der zwölf Zeichen ausgehend die verschiedenen Möglichkeiten erschöpfen; es ergeben sich dann sechs mögliche Oppositionen, vier Dreiecke (Abb. 18), drei Vierecke, zwei Sechsecke. [...]
Diese Lehre, die in den Kreis regelmässige Figuren einzeichnet, musste vor allem den Mathematiker anziehen. So haben schon die Pythagoreer hierin die tiefsten Geheimnisse harmonischer Weltschöpfung gefunden; Ptolemäus verbindet in seiner Harmonielehre diese mathematischen Verhältnisse mit dem Zusammenklang der Sphären, und Kepler hat nicht nur im Mysterium cosmographicum (1596), sondern noch im Tertius interveniens (1610)» darauf verwiesen (Boll 1918, 80-81; vgl. Boll 1974, 63-64).
Wir finden es interessant, wie frühere Zivilisationen die Sterne und Planeten beobachteten. In der Bibel werden die Magier (oder: Weise) vom Morgenland (oder: Osten) durch einen Stern – oder eine Sternenkonstellation? – zur Krippe des Erlösers geführt (Mt 2,1-2). Wir haben nichts dagegen, wenn die Astrologie der Enneagramm-Typologie den Weg wies. Doch wir halten es wie die Magier in der Bibel: Einmal beim Weihnachtswunder angekommen, lassen sie sich direkt von Gott führen (Mt 2,12).
Enneagramm geht auf esoterische Arica-Sekte zurück.
Sowohl Gurdjieff wie Ichazo gründeten esoterische Schulen. Beide führten diese ziemlich autoritär. Heute würde man sie als Sektenführer bezeichnen. Beide gaben sich als etwas ganz Besonderes.
Wir konzentrieren uns im Folgenden auf Oscar Ichazo, da er der Erfinder der Enneagramm-Typologie ist, die er ursprünglich "Protoanalyse" nannte.
Ichazo behauptet von sich, dass er in einer mystischen Erfahrung die "Totalität" erlangt habe: «1964 verbrachte ich im Haus meines Vaters in Bolivien ein Jahr in Einsamkeit. Dort hatte ich ein Erlebnis, sehr zu meiner Überraschung, das ohne mein Zutun passierte. Nach eben diesem Erlebnis fühlte ich, dass ich "es" erreicht hatte. Meine Suche war zu Ende. Ich hatte die Totalität erlangt.» (de Christopher, 55; Hervorh. d. Verf.)
Später gründet Ichazo die Arica-Schule, um eine neue Gesellschaft hervorzubringen, die er "Metasociety" nennt.
«With all this work in the School of Arica, what we try to do fundamentally is one thing: We try to go from society to 'metasociety'. We are not playing with words here. We mean it. We define metasociety as a society where the individuals have transcended their own individualities. In a metasociety the individual is not the fundamental element. The society is itself the fundamental element. This is not a loss of individuality in the sense that now we are falling into a terrible socialism – nothing of the kind. We are speaking about spirit.» (Ichazo 1982, 108-109; Hervorh. d. Verf.)
Ichazo will schliesslich, die ganze Welt verändern. Er zieht mit seiner Arica-Schule von Arica (Chile) nach New York City, denn: «New York contains more people prepared for reality than the world has previously seen.» (NYT 8.10.1971)
Am 28.09.1971 wirbt Ichazo mit einem Ganz-Seiten-Inserat in der New York Times für seine Schule (siehe Grafik). Das Inserat zeigt beispielhaft Ichazos Vorliebe für fantasievolle Begriffe, der sich in einem «sehr eigenwilligen sprachlichen Codes» manifestiert (Bartels 2005, 34). Der Titel "The Mosquito that bites the Iron Bull" sei übrigens «an Eastern reference to the frustrating search for personal essence» (NYT 8.10.1971). «A very mysterious ad indeed.» (Smith, 253)
Lilly und Heart beschreiben die Arica-Schule als "eine grosse Familie mit Ichazo als ihren Vater".
«As can be seen, the group is all-important in the Arica system. The individual must find his own personal meaning in being a member of the group and must find his happiness as
a member of a large family with Ichazo as the father.» (Lilly/
Ichazo wollte mit Arica einen neuen Menschenstamm gründen. «Arica, said Oscar [Ichazo], would have to become a tribe. Eventually all hummanity would have to become a tribe. With the tribe taking care of needs, the individual ego trip could be given up.» (Smith, 257)
Ichazo verspricht nichts Geringeres als das Paradies bzw. "Glück für Alle". Ein Arica-Lehrer bezeichnet diesen Zustand als «"natural internal equilibrium" – a trouble-free condition bordering on joy» (NYT 8.10.1971). Das Enneagramm, das Ichazo "Protoanalyse" nennt, dient hierzu als Werkzeug von "enormer Präzision".
«Only a common logic that works in our surrounding universe, that works in society, and that works for individuals, will achieve the real purpose of history – to accomplish happiness for all. Our destiny will be fullfilled, and the long awaited Civitas Dei will happen. What we propose is a method for exhaustive analysis of the human psyche, realizing it to be a structure with which we can deal. Thus, protoanalysis is a proposition for a new theory of the psyche, a theory for self-realization, and also a theory for curing psychic and physical illness, with enormous precision in diagnosis and precision in treatment leading to cure.» (Ichazo 1982, 65; Hervorh. d. Verf.)
Um dieses Paradies zu erreichen, arbeitet Ichazo auch mit Druck. Lilly und Hart sprechen sogar von "Angst".
«Fear plays its part indirectly in the training, since the individual wants enlightenment, not crystallization in ego. Since enlightenment comes most quickly through the group, the
student fears displeasing the group and perhaps being rejected. Ichazo himself gives and receives great love, yet he can be angry and stern and feared.»
(Lilly/
Lilly und Hart – beide einst grosse Arica-Fans (vgl. Lilly, 147; NYT 8.10.1971) – warnen schliesslich, dass sich nur stabile Persönlichkeiten dem Druck und der Spannung aussetzen sollten, die ein Arica-Training mit sich bringt.
«The training itself is dynamic, given under tension, and at a high level of energy. Such pressure can be dangerous for an emotionally unstable person, and the Arica system has not yet
developed an effective method of handling breakdowns; the person is simply referred to a psychiatrist. So a person with a serious psychosis should not look to Arica for
a cure. It is only for those with sufficient emotional balance to undergo the pressure and tension.» (Lilly/
Smith besuchte die Arica-Schule, um als Reporter von Psychology Today darüber zu berichten (Smith, 262). Er schreibt tatsächlich von grossem psychischen Druck. Die Teilnehmenden wurden täglich nach einer dubiosen "unsichtbaren" Skala mit den Noten A, B und schliesslich auch C benotet. Wer nicht kooperierte, wurde ausgeschlossen. Das Schulkommittee übte immer grösseren Druck aus und schlug schliesslich Hausdurchsuchungen bei allen Teilnehmenden vor, um hinderliche Bücher und Medien auszusortieren und zu entfernen. Das war eine spirituelle Bankrotterklärung und ging vielen zu weit.
«There was a word in Arica, chich, from Oscar's [Ichazo] Spanish, chicherero, chatter, the trivial talk of the mind. That's what we had to lose. And certain authors and composers and people were more chich-y than others – Beethoven had a lot of chich, said Oscar. And one night, after a drop to B by an unusual number of people, a committee announced there was too much chich in people's minds, and that the committee was proposing that it come to people's apartments and weed out their books and records, taking away the chich-y ones, just out of tribal spirit and group love, and then the group's consciousness could be pure again and we could make rapid progress. And that was too much. Here was Arica barely two years old, and about to have an Index, just like the Roman Church! "Well, Oscar was trained as a Jesuit," whispered one mutineer. [...] That was an important moment. As much as everybody wanted to live in Satori 24, they wanted to live even more in the U.S. Constitution.» (Smith, 260; Hervorh. d. Verf.)
In seinen Arica-Erinnerungen weist Smith schon früh auf typische Schwächen bzw. Gefahren des Enneagramms hin:
Nebst dem "Pygmalion Effekt" gibt es noch andere psychologische Effekte, die Smith nicht erwähnt, die im Enneagramm aber ebenfalls zum Tragen kommen könnten:
Ichazo will mit seiner Arica-Bewegung einen globalen positiven Effekt bewirken, nämlich nichts weniger als die Apokalypse bzw. einen "globalen Holocaust" verhindern.
«However, if men refuse to seek enlightenment within the next ten years, there will be a holocaust which can and probably will destroy this planet. Other cultures in other planetary
systems have so destroyed themselves in the past, according to Ichazo. It is urgent, then, that Arica train teachers as quickly as possible, and it is equally important that men listen to
their message.» (Lilly/
Ein "New York Times"-Artikel über Ichazos Arica-Training endet mit dem Satz: «Arica enthusiasts say they have found a kind of invincible joy without drugs or excessive posturing. They agree the real test will come a few years from new when they learn wether that invincible joy has withstood the erosion of time.» (NYT 8.10.1971) Dieser "Test der Zeit" hat Arica nicht bestanden. Die "unbesiegbare Freude" war nicht nachhaltig. Schon nach wenigen Jahren stellten sich Enttäuschung und Ernüchterung ein.
Über 40 Jahre später ist es ruhig geworden um die Arica-Schule herum. Sie ist angetreten, die Welt zu retten. Die Welt aber lässt sich mit dem Arica-Rezept nicht verändern. Ichazo hat sich schliesslich auf Hawaii zurückgezogen (Bartels 2005, 34). Arica hat als esoterische Sekte ausgedient.
Arica hat zwar nach wie vor eine Homepage (Arica). Diese ist allerdings in die Jahre gekommen. Gemäss einem (scheinbar traumatisierten) Internet-Gegner hat Oscar Ichazo aber nach wie vor unzählige Copyright-Einträge. «There are thousands. [...] There is considerable duplication in the lists.» (Doughty, mothercopyright.html)
Tatsächlich zeigt sich das Online-Copyright-Verzeichnis der USA überfordert, wenn man nach Einträgen sucht, die die Worte "Oscar Ichazo" beinhalten. Es kommt folgender Warnhinweis: «Your search retrieved more records than can be displayed. Only the first 10,000 will be shown.» (Copyright USA)
Es scheint tatsächlich so, dass Oscar Ichazo eine Obsession für Copyright-Ansprüche hat.
Die wenigsten Enneagramm-Begeisterten sind sich bewusst, dass das Enneagramm aus einer esoterischen Sekte hervorgegangen ist. Wir haben es Naranjos Schülerinnen und Schüler zu verdanken, dass das Enneagramm der Geheimhaltepflicht einer streng organisierten Sekte entrissen worden ist. Manche Naranjo-Schüler haben mit ihren Enneagramm-Büchern offenbar viel Geld verdient. Dabei ging es nicht immer regelkonform zu und her. Insbesondere Helen Palmers Methode, Ichazos Geheimhaltegebot zu umgehen, indem sie ihm die Erfindung der Neun-Typen-Lehre abspricht, ist nicht die feine Art. Wir sind ihr trotzdem dankbar. 🙂 Durch sie wurde das Enneagramm einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Enneagramm-Kundige sind sich sicher einig: Ichazo hatte viele verrückte Ideen. Die Enneagramm-Typologie ist eine davon. Und für diese sind wir ihm dankbar. 🙂
Marie Seton war Sekretärin von Ouspensky, dem bekanntesten Gurdjieff-Schüler. In dieser Funktion bekam sie abgrundtiefe Einblicke in das Leben dieses esoterischen Lehrers. Seton schreibt über diese Erfahrung: «Being a guru is one of the riskier occupations psychologically, and being a devotee is no less risky.» (Seton, 13) Diese Feststellung trifft sicher auch auf Oscar Ichazo zu – und auf seine Schüler. Manche ehemalige Arica-Studenten scheinen traumatisiert worden zu sein (Doughty, metaton). Andere suchten ihr Glück in weiteren esoterischen Sekten – und nahmen das Enneagramm auch gleich mit (Subhuti).
Enneastar ist keine Schule und schon gar keine Sekte. Enneastar ist ein Tool, ein Werkzeug zur persönlichen Weiterentwicklung. Dieses Tool haben wir möglichst benutzerfreundlich aufgegleist, so auch diese Homepage.
Das ist OK. Jede Person kann selber entscheiden, was und wie viel sie vom Werkzeug Enneastar mitnehmen will. Wir sind also keine Schule, sondern eher ein Kiosk – mit vielen Gratisartikeln. 🙂
Naranjo liess sich von vielen Typenlehren inspririeren.
Claudio Naranjo verbindet das Enneagramm als «begeisterter Anhänger Sheldons» (Naranjo 2017, 22) mit der Typologie von William Sheldon (1899-1977). Deshalb ordnet er jedem Typ
einen spezifischen Körperbau samt dazugehöriger Verhaltensweise zu. Dieses System konnte sich in der weiteren Enneagramm-Entwicklung allerdings nicht durchsetzen, wenn sich auch da
und dort Hinweise auf Körperformen finden. «Sheldons Körpertypen stellten sich als wenig brauchbar für die Vorhersage des Verhaltens einer Person heraus, finden aber noch heute Anwendung
in der Sportmedizin zur Erstellung von Trainingsprogrammen.» (wiki/
Claudio Naranjo hat eine grundsätzliche Schwäche für grafische Typologien. Das zeigt sich bei seinem ersten Enneagramm-Buch (Ennea-Type Structures 1990), das 2004 neu gedruckt wurde (siehe Grafik).
Die Grafiken dieses Buches veranschaulichen Naranjos Typenpsychologie, kreieren aber gleichzeitig ungenaue Stereotypen, die keineswegs immer zutreffen. Damit erweisen sich Typengrafiken als zweischneidiges Schwert: spannende Veranschaulichung versus unnötige Vorurteile.
Wir finden Naranjos "Körperwelten" interessant. Aus eigener Erfahrung wissen wir aber, dass diese Stereotypen allzu oft nicht zutreffen. Ausserdem macht das Alter diesen Vorurteilen definitiv einen Strich durch die Rechnung. Irgendwann ab 55+ neigen viele Menschen dazu, mehr Gewicht zuzulegen, während der Muskelschwund sichtbar einsetzt. Tja, so ist es nun mal. (Ich spreche aus eigener Erfahrung.) Umso lustiger, wenn Naranjos Vorurteile zuweilen zutreffen. 🙂
9 Tatsachen über das Enneagramm – Enneastar
Dieses Fazit fasst die oben dokumentierte Enneagramm-Forschung in 9 Punkten zusammen:
Diese Erkenntnisse führen zur anfangs erwähnten Zusammenfassung der Enneagrammgeschichte.
Das Enneagramm wurde von seinen berühmtesten Protagonisten, Gurdjieff und Ichazo, zuweilen als "Heiliger Gral" dargestellt. Die wirkliche Herkunft-Geschichte – soweit sie sich nachweisen lässt – ist hingegen ziemlich profan: Die geometrische Figur geht auf Gurdjieff, die Typologie auf Ichazo zurück. Erstaunlich ist nun, dass die Anordnung der Typen scheinbar von niemandem je in Frage gestellt wurde, obwohl auch das Enneagramm nur eine menschliche Erfindung ist.
Mit unserem Enneastar-Konzept lösen wir uns von der übertriebenen Ehrfurcht, die uns die Enneagramm-Legenden vermitteln wollen, obwohl sie sich bei genauerer Prüfung nur als "heisse Luft" erweisen. Mit viel Intuition, etwas Naivität und aufrichtigem Vertrauen in die Bibel, erfrechen wir uns, die Enneagramm-Typen in ein anderes Konzept umzugiessen.
Wir empfinden gegenüber den Enneagramm-Erfindern – Gurdjieff, Ichazo, Naranjo – echte Dankbarkeit. Sie stiessen mit ihrer Neugier zum Teil auch auf christliche Quellen. Ohne ihre Entdeckungen wären wir achtlos an solch faszinierenden Schätzen der Kirchengeschichte vorbeigegangen.
Christen haben sehr schnell erkannt, dass sich das Enneagramm für eine charakterliche Weiterentwicklung eignet – ein Kernthema des christlichen Glaubens. Wir gehen mit unserem Enneastar-Konzept nun einen Schritt weiter, indem wir auf diese christlichen Quellen zurückgehen, um daraus ein neues Enneagramm zu entwickeln. Damit entfernen wir uns von der populären Enneagramm-Terminologie, verstehen uns aber trotzdem als Teil von ihr. Alles was lebt, will und soll sich weiterentwickeln. Deshalb tragen wir mit unserem neuen Ansatz letztlich ebenfalls dazu bei, dass das Enneagramm lebendig bleibt.
Unser Enneastar-Konzept ist – wie jede Enneagramm-Lehre – keine Wissenschaft. Enneastar ist ein Produkt von unkonventioneller Entdeckungsfreude. Wir verstehen das Ganze als "sinnvolles Spiel", um sich selbst zu reflektieren. Enneastar setzt deshalb sowohl den Willen wie auch die Fähigkeit zur Selbstreflexion voraus.
Enneastar ist keine Schule, wenn wir auch Schulungen anbieten. Enneastar ist ein Tool. Wir haben mit
diesem Werkzeug gute Erfahrungen und spannende Entdeckungen gemacht. Jederman ist eingeladen, so viel von Enneastar zu profitieren, wie er/
Diese Tabelle zeigt wichtige Entwicklungsschritte: Von den Todsünden zum Enneagramm, von der Geistesfrucht zu Enneastar – und schliesslich die Verschmelzung mit der Belbin Team Roles Theory.
Evagrius 345-399 |
Mittelalter- Theologie |
Enneagramm beruht auf Wurzelsünden (1970) |
Geistesfrucht der Bibel (Galater 5,22-23a) |
Enneastar (2015) |
|||
Acht Gedanken1 | Sieben Todsünden2 | Wurzelsünden3 |
Enneagramm- Typen6 |
← Zuordnung7 | biblische Reihenfolge | neue Reihenfolge8 | Belbin Team Roles9 |
Zorn | Zorn | Wut‑Verärgerung4 | Perfektionist‑1 | Geduld | Liebe | Helfer | Co-ordinator |
Hochmut | Hochmut | Stolz | Helfer-2 | Liebe | Freude | Optimist | Ressource Investigator |
Ruhmsucht | – | Täuschung | Macher-3 | Treue | Friede | Skeptiker | Monitor Evaluator |
– | Neid | Neid | Individualist-4 | Freundlichkeit | Geduld | Perfektionist | Completer Finisher |
Geldgier | Geiz | Habgier | Beobachter-5 | Güte | Freundlichkeit | Individualist | Plant |
Kummer | – | Angst | Skeptiker-6 | Friede | Güte | Beobachter | Specialist |
Fresslust | Völlerei | Unersättlichkeit | Optimist-7 | Freude | Treue | Macher | Implementer |
Unzucht | Wollust | Lust‑Exzess5 | Kämpfer-8 | Sanftmut | Sanftmut | Kämpfer | Shaper |
Überdruss | Faulheit | Trägheit | Vermittler-9 | Enthaltsamkeit | Enthaltsamkeit | Vermittler | Teamworker |
Legende:
1 Reihenfolge bei Evagrios Pontikos: Fresslust, Unzucht, Geldgier, Zorn, Kummer, Überdruss, Ruhmsucht, Hochmut
2 Papst Gregor I. († 604) ordnete den Überdruss der Faulheit zu, die Ruhmsucht dem Hochmut und fügte dem Sündenkatalog den Neid hinzu.
3 Die Neunzahl (9 Sünden / 9 Tugenden) wurde bereits von Ramon Llull (1232-1316) vorweggenommen. Er ergänzte die Sieben Todsünden mit Lüge und Unbeständigkeit. Die Tugenden des Enneagramms (in dieser Tabelle nicht aufgeführt) sind einfach das Gegenteil der Wurzelsünden.
4 van Stijn (2011) stellt fest, dass viele Perfektionisten ihre Wurzelsünde mit Verärgerung beschreiben, beharrt aber auf dem Begriff Wut.
5 Helen Palmer ersetzte aufgrund von Interviews (Panels) die Wurzelsünde des Kämpfers (Unzucht) mit Lust (van Stijn).
6 Reihenfolge der Enneagramm-Typen wird durch die Geometrie des Enneagramms begründet (Trostpunkte und Misstrostpunkte bzw. Stresspunkte; Flügel).
7 Zuordnung der neun Eigenschaften der Geistesfrucht auf die neun Enneagrammtypen (nach Markus Brunner)
8 Reihenfolge von Enneastar richtet sich nach der Reihenfolge der biblischen Aufzählung in Galater 5,22-23.
9 Der Wirtschaftspsychologe Meredith Belbin (* 1926) aus England erklärt mit der Belbin Team Roles Theory das Geheimnis von erfolgreicher Teambildung. Er ging ursprünglich von acht Teamrollen aus, definierte später dann aber noch eine neunte (Specialist).
Obwohl Enneastar hilft, sich selbst und andere (im Team) besser zu verstehen, sind wir uns bewusst, dass auch dieses Konzept – genauso wie das Enneagramm – nicht mit der Realität verwechselt werden darf. Charles Tart bringt das in seinem Vorwort in Helen Palmers Buch "Enneagram" auf den Punkt:
«Nevertheless we should remember that a book, classes, or personal instruction about the Enneagram of personality can only communicate ideas about reality, not reality itself.» Er ergänzt: «It is a theory of personality.» (Palmer 1988/1991, XV)
Enneastar ist eine Hilfe zur persönlichen Reflexion, fördert das Verständnis für die Andersartigkeit unserer Mitmenschen und vermittelt tiefere Einblicke in die Teamdynamik. Wir behaupten aber nicht, dass wir wissen würden, wie der Mensch "funktioniert". Wir bieten lediglich ein Modell an, das für uns Sinn macht und das wir für uns persönlich anwenden. Ob dieses Modell auch für Sie Sinn macht, werden Sie herausfinden, wenn Sie sich auf Enneastar einlassen. Wir geben Ihnen kein Erfolgsversprechen, garantieren aber eine spannende Entdeckungsreise in verschiedene Motivationen und Beweggründe von Menschen – vielleicht auch von Ihnen selbst. 🙂
«Markus Brunner hat seinen Persönlichkeitskurs auf der Grundlage des Enneagramms entwickelt. Er ordnet die Enneagrammtypen den Charaktereigenschaften von Gott zu, und zwar in der Reihenfolge, wie sie die Bibel in Galater 5,22-23 aufzählt: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Enthaltsamkeit. Die Reihenfolge der Typen, die sich daraus ergibt, weicht vom Original-Enneagramm ab. Doch sie macht Sinn.
Seine Beschreibungen der neun Typen entsprechen ganz klar dem ursprünglichen Enneagramm – und er bringt die Gedanken- und Gefühlswelt der jeweiligen Muster sehr prägnant auf den Punkt und liefert auch eine gute Übersicht der Stärken und Schwächen.
Margit Skopnik-Lambach, Enneagrammlehrerin des Ökumenischen Arbeitskreises Enneagramm e.V. – 20.02.2017
Almaas, A.H.; Facetten der Einheit. Das Enneagramm der Heiligen Ideen. Englische Originalausgabe: 1998. Deutsche Ausgabe: 2004. J. Kamphausen Verlag & Distribution GmbH. Übersetzung: Christine Bolam. Vorwort von: Oscar Ichazo (September 1998). ISBN: 3-933496-85-3
Arica. www.arica.org (Datum: 16.02.2019)
Bartels, Johannes. "mitten in die Seele hinein". Das Enneagramm im Kontext religiöser Erwachsenenbildung. Religionspädagogische Kontexte und Konzepte Bd. 13. LIT Verlag, Münster. 2005. ISBN 3-8258-7282-3
Bartels, Johannes. Auf den Spuren des Enneagramms. Teil 1 – Das Enneagramm Gurdjieffs: Eine ganze Heilsgeschichte in einem Zeichen. In: EnneaForum. Rundbrief des Ökumenischen Arbeitskreises Enneagramm e.V. Nr. 17, Mai 2000.
Becker, Markus. Empirische Untersuchungen zum Enneagramm – Grundlagen und Vergleiche. In: Erfahrungen mit dem Enneagramm. Sich selbst und Gott begegnen. Andreas Ebert / Marion Küstenmacher (Hrsg.) Claudius Verlag, 3. Auflage, 1992. ISBN 3-532-62110-X
Beesing, Maria O.P. / Nogosek, Robert J. C.S.C. / O'Leary, Patrick H. S.J. The Enneagram. A Journey of Self Discovery. Dimension Books, Inc. Denville, New Jersey 07834. 1984. ISBN: 0-87193-214-8
Belbin, R. Meredith. Management Teams. Why they succeed or fail. Third Edition. Published by Routledge New York 2013. First published by Butterworth-Heinemann 2010, ISBN: 9780434901272. ISBN 978-1-8561-7807-5
Belbin, R. Meredith. Team Roles at Work. Erste Publikation: Butterworth-Heinemann, 1993, ISBN: 9780750609258. Published by Taylor & Francis. 2010. ISBN 978-1-85617-800-6
Belbin, R. Meredith. The Belbin Guide to Succeeding at Work. First published 2008. 4. Auflage. Published by Belbin, Cambridge, England. 2013. ISBN 978-0-9552979-5-3
Bennett, Elizabeth & John G. Ein Toast auf alle Idioten! Gurdjieff und die Wissenschaft der Idiotie. https://chalice-verlag.de/texte/tp-bennett-gurdjieff (Datum: 14.04.2019)
Taylor schreibt über John Bennett: "Im Juli 1953 hält Jean fest, dass die Mitarbeiter der Gurdjieff-Stiftung – Edwin und Dorothy Wolfe, Bill und Louise Welch und Rita Romilly – nicht
'allzu viel von Bennett halten. Er ist schon zu lange aus der Arbeit raus'. Tatsächlich hatte Bennett zwischen 1923 und 1948 keinen Kontakt zu Gurdjieff gehabt, eine Zeit, die er selbst
als 'Schlaf' bezeichnete, aber nach Gurdjieffs Tod bildete er in Südengland enthusiastische Gruppen.» (Taylor, 204, Fussnote 4; übersetzt)
Bernet, Claus. Magda Kelber: Sozialpädagogin, Sozialarbeiterin und Erfinderin der Gruppenpädagogik. In: Quäker-Nachrichten – Meldungen aus dem weltweiten Quäkertum. 22.04.2012. http://quaekernachrichten.blogspot.ch/2012/04/magda-kelber-sozialpadagogin.html (Datum: 23.04.2018)
Boll, Franz. Die Lebensalter. Ein Beitrag zur antiken Ethologie und zur Geschichte der Zahlen. Mit einem Anhang über die Schrift von der Siebenzahl. Verlag von B.G. Teubner, Leipzig und Berlin, 1913.
Boll, Franz. Unter Mitwirkung von: Bezold, Carl. Sternglaube und Sterndeutung. Die Geschichte und das Wesen der Astrologie.
Verlag und Druck von B.G. Teubner, Leipzig, 1918. Aus Natur und Geisteswelt. Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen. www.iapsop.com/ssoc/1918__boll___sternglaube_und_sterndeutung.pdf (Datum: 29.03.2019) Achtung: Bei diesem
Online-Dokument fehlen mehrere Seiten. Ich habe deshalb auf die Buchfassung zurückgegriffen.
Boll, Franz; unter Mitwirkung von Bezold, Carl. Gundel, W. (Hrsg.). Sternglaube und Sterndeutung. Die Geschichte und das Wesen der Astrologie. B.G. Teubner, Stuttgart. 1974. 7. unveränderte Auflage. ISBN: 3-519-07202-5
Bringéus, Nils-Arvid, Volkstümliche Bilderkunde. Verlag Georg D.W. Callwey, München. 1982. ISBN: 3-7667-06357
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1. Teil – Hochmut und Hybris: www.erzdioezese-wien.at/7-todsuenden-hochmut-oder-stolz
2. Teil – Neid oder Eifersucht: www.erzdioezese-wien.at/7-todsuenden-neid-oder-eifersucht
3. Teil – Zorn, Groll, Bitterkeit: www.erzdioezese-wien.at/7-todsuenden-zorn
4. Teil – Geiz und Enge: www.erzdioezese-wien.at/7-todsuenden-geiz
5. Teil – Unkeuschheit, Nebenabsichten in der Liebe: www.erzdioezese-wien.at/7-todsuenden-unkeuschheit
6. Teil – Unmäßigkeit, Gier: www.erzdioezese-wien.at/7-todsuenden-gier
7. Teil – Trägheit, Akedia: www.erzdioezese-wien.at/7-todsuenden-traegheit
Gurdjieff, G.I. Beelzebub's Tales to His Grandson. – An objectively impartial criticism of the life of man. 1950. Penguin Compass, Arkana, 1999. ISBN: 0 14 01.9473 8
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Herzbüchlein 1815. Johannes Evangelista Gossner (1773-1858), katholisch, später evangelisch. «Das Herz des Menschen. Ein Tempel Gottes oder eine Werkstätte des Satans, in zehen Figuren sinnbildlich dargestellt. Zur Erweckung und Beförderung des christlichen Sinnes. 1815. (Erschien erstmals 1732 zu Würzburg unter dem Titel: "Geistlicher Sittenspiegel. Aus dem Französischen.")» Titelangabe auf Seite 171. In: Scheible, Johann (Hrsg.). Das Kloster: Weltlich und geistlich. Meist aus der ältern deutschen volks-, wunder-, curiositäten-, und vorzugsweise Komischen Literatur. Zur Kultur- und Sittengeschichte in Wort und Bild. Verlag: Stuttgart Scheible Leipzig Expedition des Klosters. 1. Band. 1845. https://openlibrary.org/books/OL24627863M/Das_Kloster_weltlich_und_geistlich (Datum: 1.9.2019). wiki/Johannes_Evangelista_Goßner datiert das Büchlein in die Periode 1773-1819. «Weltbekannt wurde sein "Herzbüchlein".» (7.12.2017)
Herzbüchlein 1819/2011. Johannes Gossner (1773-1858). Das Herz des Menschen - ein Tempel Gottes oder eine Werkstätte Satans. In zehn Sinnbildern dargestellt und erklärt von Johannes Gossner. Dieses E-Book wurde im Rahmen der Internetarbeit des FCDI (Freundeskreis christlicher Dichter und Internetevangelisten, www.fcdi.de) erstellt. Christlicher Online-Publikationsdienst Rainer Jetzschmann, Herschbach (www.cop-rj.de), 2011. FCDI-E-Book Nr. 1-004. http://ebooks.fcdi.de/m1/fcdi-ebook1004.pdf (Datum: 2.12.2017)
Herzbüchlein 1860. Johannes Gossner. Herz des Menschen ein Tempel Gottes oder eine Werkstätte des Satans, in zehn Figuren sinnbildlich dargestellt zur Erweckung und
Beförderung des christlichen Sinnes. Neueste verbesserte und einzig rechtmässige Ausgabe. (Jede andere Ausgabe ist unerlaubter Nachdruck.) Berlin, Wilhelm Schulze. Jahrgang:
Handschriftliche Notiz im Buch ist auf 1860 datiert.
https://play.google.com/books/reader?id=_N5UAAAAcAAJ&pg=GBS.PT4 (Datum: 29.11.2017)
Herzbüchlein 1873. Das Herz des Menschen entweder ein Tempel Gottes oder eine Werkstätte des Satans. In zehn Bildern dargestellt zur Erweckung und Beförderung des christlichen Sinnes. Neue Ausgabe. Reutlingen. Entzlin & Laiblins Verlagsbuchhandlung. Handschriftliche Ergänzungen: Von Johannes Gossner und Philipp. Friedr. Pöschel. 1873. https://play.google.com/books/reader?id=PkpaAAAAcAAJ&pg=GBS.PA1 (Datum: 1.12.2017)
Herzbüchlein 1929. Joseph Reinhard Gschwend (1894-1988), Prediger der Schweiz. Pfingstmission. Das Herz des Menschen. Ein geistlicher Spiegel. Für afrikanische Länder (zuerst für Lesotho), 1929. Copyright by: All Nations Gospel Publishers (ANGP). Lukas-Verlag, Buttikon, ISBN 0 908367 13 9. www.angp.ch/arbeitsmittel/herzbuechlein (Datum: 22.11.2017)
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Kathleen Riordan: "Gegenwärtig lebt Dr. Riordan, die auch ihren vollen Namen Kathleen Riordan Speeth verwendet, in Albany, Kalifornien, wo sie mit Dr. Claudio Naranjo, chilenischer
Psychiater, Gestalttherapeut und Gründer von SAT, einer Gruppe, die sich der Synthese von westlichen psychotherapeutischen Ansätzen für das Wachstum des Menschen und östlichen
Meditationstechniken widmet, einem Ansatz, der von den Lehren Oscar Ichazos geprägt ist und der viel den Ideen Gurdjieffs verdankt." (Riordan, 282; übersetzt)
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(Stuhlfauth outete sich als Nationalsozialst mit seiner Begeisterung für das Hakenkreuz. Seine Ausführungen sind ansonsten frei von zweifelhaften Elementen.)
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«Der besondere bibliophile bzw. buchkünstlerische Reiz liegt in den zwölf ganzseitigen Miniaturen von hervorragender Qualität. Sie stellen das Leben des Raimundus Lullus mit
legendarischen Elementen dar, geben eine allegorische Darstellung seiner Gedankenwelt und präsentieren auch die Arbeit Le Myésiers wirkungsvoll. Die Absicht der von Le Myésier in
Auftrag gegebenen Miniaturen nennt dieser gleich in den ersten Sätzen, in denen er erläutert, daß er diese Bilder habe verfertigen lassen, um die Herkunft des Lullianischen
Gedankengebäudes darzustellen und zweitens um durch die legendarischen und erbaulichen Bilder Trost und Erbauung und damit einen Ansporn zum guten Handeln zu geben.» www.hottopos.com/mirand8/thomas.htm (Datum:
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https://archive.org/stream/illuminatisacrep00llul/illuminatisacrep00llul#page/n4/mode/1up
(Datum: 13.12.2017)
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